LeserInnenbriefe
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Nur in Begleitung von Gendarmen

betr.: „Hört, hört: Vatikan-Astrologie“, taz vom 22. 10. 15

Den Beitrag von Philipp Gessler finde ich ausgezeichnet. Eher selten wird über dass schwere Leben eines „Vatikanisten“ berichtet. Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung, Ausschluss vom Pressesaal und zweimaligem „Landesverbot“ kann ich das Geschriebene nur bestätigen. Auch wenn ich mit mehreren Kardinälen befreundet bin, darf ich heute den Vatikanstaat nur in Begleitung von Gendarmen betreten. So ist es nun einmal, wenn man sich beim Schreiben von Artikeln öfter mal „vertippt“ hat. Das beschriebene Restaurant Vittoria ist übrigens auch mein Geheimtipp in Rom. MANFRED FERRARI, Montasola, Italien

Zweiklassensystem bei Lehrkräften

betr.: „Schule schlägt Volkshochschule“, taz vom 23. 10. 15

In dem Artikel werden mit keinem Wort die Hintergründe des Fachkräftemangels im Bereich Deutsch als Fremdsprache/als Zweitsprache (DaF/DaZ) erwähnt: Die ausgebildeten Fachkräfte sind auch durch die Politik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gezwungen, sich als Honorarkräfte zu verdingen – mit allem, was dazu gehört: kein Arbeitsrecht und ein Nettoeinkommen, das oft unter dem Grundsicherungssatz liegt. Der Unterricht, der, wie ja allerorts richtig eingeschätzt wird, maßgeblich für die Integration der zugezogenen Menschen ist, soll fachlich und qualitativ entsprechend sein. Schulen stellen aber lieber pensionierte und fachfremde Lehrkräfte ein als Leute vom Fach, denen aber das Staatsexamen fehlt. Längst hat sich ein Zweiklassensystem bei den Lehrkräften entwickelt.

Das BAMF hat übrigens bis vor Kurzem auf harte Qualitätsprüfungen bestanden: Auch lange Ausbildungswege und langjährige Erfahrung als Kraft für Deutsch als Fremdsprache etwa im Ausland wurden nicht anerkannt. Stattdessen wurde die Zulassung als Lehrkraft für Integrationskurse an weitere kostspielige und außerdem mit Arbeitsausfall zu bezahlende Zusatzqualifizierungen gebunden, die nun plötzlich obsolet geworden sind.

JULIANE RYTZ, Mülheim an der Ruhr

Missbildungen durch Glyphosat

betr.: „Landwirtschaft: Grenzwertig“, taz vom 24. 10. 15

Die WHO bezeichnet Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“. Dabei wurden schwerste Missbildungen bei Säuglingen

in der Arte-Dokumentation „Tote Tiere – kranke Menschen“ in Argentinien recherchiert. Dort wird sehr viel Glyphosat auf die gentechnisch veränderten Pflanzen von Monsanto aufgebracht. Bis zu vierfach mehr Missbildungen von Säuglingen ermittelten die dortigen Ärzte. Krebserkrankungen, Missbildungen und Totgeburten nahmen zu, je näher die Menschen an den mit Glyphosat besprühten Ackerflächen wohnten. Und in Deutschland? Ein Bauer, 49 Jahre alt, schwer krank, extrem abgemagert. Missgebildete Ferkel mit ähnlichen Deformierungen wie bei den Säuglingen, neurologische Symptome auch bei Kühen, Kälbern und den Bauern, die glyphosathaltiges Futter füttern. Sogar in den Urinproben einer Vergleichsgruppe von Labormitarbeitern wurde Glyphosat festgestellt. MONIKA ERTL, Berlin

Kolonialistische Handelsverträge

betr.: „TTIP-Verhandler geraten unter Zeitdruck“, taz vom 26. 10. 15

Die Kolonisierung Afrikas und anderer Gebiete wurde mit Verträgen „legalisiert“, deren Inhalte den Einheimischen gar nicht klar war. Entweder wurden die Fakten völlig verschwiegen oder es wurden falsche Übersetzungen vorgetragen. Ähnlich ging es auch den Indianerstämmen in den Americas. Genutzt haben diese Verträge bis zum heutigen Tag keinesfalls den Einwohnern, geschweige denn, dass sie geschützt wurden.

Genauso muss man diese „Frei-“Handelsverträge sehen. Sie sind der gleiche Betrug wie die Kolonialverträge oder Treaties mit amerikanischen Ureinwohnern. Auch deshalb erkennen die USA internationale Gerichte nicht an, die womöglich darüber befinden könnten. F. LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach