Ein Unding: Makler warnt vor Wertverlust

Uwe Fenner ist Headhunter, Unternehmer und Immobilien­makler – und in diesem Metier hat er wohl eine spezielle Auffassung von gutem Stil. Denn als Vertreter der Firma „Stadt & Raum“ rät Fenner Wohnungseigentümern an der Bundesallee dringend zum Verkauf ihrer Immobilie – wegen einer Anlaufstelle für Flüchtlinge in der Nachbarschaft und des dadurch zu erwartenden Wertverlustes. Und er wirbt gleich fürs eigene Geschäft: Es gebe bereits Interessenten.

Das Schreiben „An die Nachbarn der zukünftigen Anlaufstelle für Asylsuchende in der Bundesallee 171“ in Wilmersdorf hat nicht nur unter manchen Eigentümern Entsetzen ausgelöst. Auch Immobilienverbände schütteln den Kopf. „Schamlos“, „miese Geschäftemacherei“, „Unding“ heißt es bei Branchenverbänden, die sich ebenfalls über Fenners Behauptung wundern.

Der Makler versicherte den 150 Adressaten seines Schreibens, „keinen einzigen Flüchtling diskriminieren“ zu wollen. Aber die „Nachricht von Gewalttaten in Flüchtlingslagern, von Einbrüchen, Diebstählen und einfach der Nachbarschaft mit vielen, vielen insbesondere jungen Männern, die nichts zu tun haben, weil unsere Behörden so langsam sind, diese Nachrichten gehen jeden Tag durch die Presse“.

Und als neutraler Marktbeobachter wisse man „einfach, dass sich die Wohnungspreise in der Nachbarschaft solcher Großeinrichtungen im Nu halbieren“. Er habe aber noch Kunden in der Hinterhand, „die jetzt noch den vollen Preis bezahlen“.

„Das ist wirklich eine Schande und unterstes Niveau“, sagt Markus Gruhn vom Ring Deutscher Makler. „Das ist eine ganz miese Masche, um Objekte zu akquirieren und an Verkaufsaufträge zu kommen.“ Die Behauptung von Wertverlusten bei Immobilien in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften sei durch nichts belegt, sagt Gruhn. Mit Erfahrungen aus seinem Viertel könne er dies untermauern. (dpa)