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„Meistens unreguliert“

Sharing-Ökonomie Wenn Geld ins Spiel kommt, gibt es Probleme, sagt Hermannus Pfeiffer

Hermannus Pfeiffer

59, Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler, freier Wirtschaftspublizist und taz-Autor.

Foto: Ch. Links Verlag

taz: Herr Pfeiffer, was ist eigentlich genau das Problem am Teilen?

Hermannus Pfeiffer:Teilen für sich genommen ist kein Problem, wenn es auf der zwischenmenschlichen Ebene passiert. Aber in dem Moment, wenn Geld ins Spiel kommt, und das ist in der Sharing-Ökonomie oft der Fall, dann gibt es möglicherweise doch Probleme.

Was umfasst Sharing-Ökonomie eigentlich genau?

Im Prinzip schon Teilen, Verleihen und Tauschen. Da haben wir eine Vielfalt von Angeboten: vom Autoverleih bis zu Wikipedia. Das ist auch Tauschen, in diesem Fall von gemeinsamem Wissen –kostenlos, ehrenamtlich und für einen guten Zweck.

Wo findet man diese Tausch-Ökonomie?

Es gibt kaum Hamburger Unternehmen, aber viele Bürger bieten etwas an. Zum Beispiel das Couchsurfing, wo Leute die Couch gegen eine Stadtführung tauschen. Wir haben ja auch die sehr bekannten Stadträder, die man ausleihen kann.

Und was genau soll daran jetzt problematisch sein?

Der kommerzielle Aspekt hat immer eine Schattenseite. Die meisten der Bereiche, in denen die Sharing-Ökonomie agiert, sind unreguliert, wie beispielsweise das Taxi-Ersatz-Unternehmen Uber zeigt, worüber immer noch vor Gericht gestritten wird. Auch wenn ich eine Wohnung vermiete, muss die jemand putzen. Hier entsteht dann oft ein prekärer Arbeitsplatz, meistens auch noch Schwarzarbeit. Das lässt sich viel schlechter kon­trollieren als im regulären Markt. Hier ist also der Gesetzgeber gefragt, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Liegt in der Sharing-Ökonomie die Zukunft?

Gesellschaftlich wird das nur im Nischenbereich, wo man kostenlos tauscht, eine Rolle spielen. Da schlummert ja auch wirklich ein Alternativpotential. Im ökonomischen Bereich wird es hingegen deutlich Marktanteile gewinnen.

Sind das gute Aussichten?

Wenn es einen Zusatznutzen wie eine größere Nachhaltigkeit gibt, ist es in Ordnung, solange es uns gelingt, die Kollateralschäden, wie prekäre Arbeitsverhältnisse oder eine Benachteiligung des öffentlichen Personennahverkehrs, zu regulieren. Dann kann hier auch durchaus gesellschaftlicher Nutzen entstehen, selbst durch kommerzielle Projekte.

Interview: Albert Wenzel

Vortrag „Hebelt die Sharing-Ökonomie den klassischen Kapitalismus aus?“: 20 Uhr, Springeltwiete 1, Eintritt 5 Euro, Anmeldung erforderlich

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