LESERINNENBRIEFE
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Am Morgen die taz und ein Kaffee

■ betr.: „Was für eine Zeitung“. 10.000ste taz-Ausgabe vom 8. 1. 13

Hallo liebe tazler, seit circa 1995 bin ich nun taz-Abonnentin. Die taz gehört für mich morgens dazu, und ein Kaffee. Mein Sohn ist fast gleich alt und quasi mit der taz aufgewachsen. Ich habe euch noch nie einen Leserbrief geschrieben, aber nun sehe ich ernsthaft meine althergebrachten Gewohnheiten ins Trudeln geraten! So wie ich verstehe, könnte die zukünftige taz so aussehen, dass der Hauptteil der aktuellen Nachrichten im Internet nachzulesen ist und in der papiernen taz eher Hintergründiges zu finden ist. Das ist aber gar nicht das, was ich möchte! Ich will eine Tageszeitung mit den aktuellen Nachrichten und tazlerischen Kommentaren (sonst könnte ich auch meine Lokalzeitung abonnieren). Hintergründiges, Vertiefendes und Analysierendes lese ich zu den Themen, die mich interessieren speziell nach, in Magazinen, Büchern oder im Internet. Außerdem bin ich sehr verwundert, dass, wenn es schon den Trend gibt weg von der Zeitung hin zum Internet, ihr das auch noch forciert. Leider, leider müsste ich dann wechseln zu einer Zeitung, die mich weiterhin über das Tägliche informiert. CORNELIA FRIESE, Tettnang

Drei Seiten über Botox-Busen

■ betr.: „Die Quotenfrau“, taz-Titelseite vom 12./13. 1. 13

Ich bin entsetzt – Titelseite und noch zwei ganze volle Seiten mit Botox-Busen-Blondine Lohfink zu füllen! Es kann doch nicht sein, dass euch die Themen ausgehen und ihr über so einen Lebensmist schreiben müsst. Die gute Frau Lohfink hat sich doch diesen Lebensweg selber gewählt. Und das, wo es in unserer Welt so viele wichtigere Themen gibt; nehmt doch nur die Salafisten in Deutschland oder, oder, oder … Eine treue taz-Leserin DIETLIND SCHÖRK, Karlsruhe

Das gehört ins Privatfernsehen

■ betr.: „Die Quotenfrau“, taz-Titelseite vom 12./13. 1. 13

Dieses Thema gehört in Bild und Privatfernsehen. Wen es interessiert, kann dort nachlesen. Von der taz erwarte ich wesentlichere Themen auf der Titelseite. Warum nicht die Hammerskins als Aufmacher (siehe Seite 3)? Es gäbe weitere Themen in der heutigen Ausgabe, die des Aufmachers wert gewesen wären: Kriege in Afrika mit französischer Beteiligung. GERHARD SCHNEIDER, Bochum

SPD-LeserInnen willkommen

■ betr.: „Sag’s besser keinem“, taz vom 7. 1. 13

Ich freue mich über den Artikel bzw. die Tatsache, dass Ihr Autor Felix Dachsel sich als SPD-Genosse outet, weil damit klar gestellt ist, dass – bei aller berechtigten Kritik an manchem, was die SPD oder ihre Spitzenpolitiker zu verantworten haben – auch SPD-Genossinnen wie ich als taz-Leserinnen, taz-Mitabonnentinnen und taz-Genossinnen willkommen sind. Ute Finckh, taz.de

Mit und ohne Parteibuch

■ betr.: „Sag’s besser keinem“, taz vom 7. 1. 13

Früher hätte ich wahrscheinlich auch gesagt, dass eine Parteimitgliedschaft und journalistisches Arbeiten unvereinbar wären. Mittlerweile schreiben Journalisten ohne Parteibuch quer durch die Presselandschaft parteipolitisch gefärbte Artikel, dass einem die Haare zu Berge stehen. Lieber ein parteipolitisch festzumachender Journalist, der eine Meinung hat, als ein parteiloser Journalist, der wegen Klicks und Auflagen täglich seine Meinung und parteipolitische Brille ändern kann. Brahms, taz.de

Die Täter sind Männer

■ betr.: „Wir zeigen Räume …“, taz vom 10. 1. 13

Wie ist die Behauptung von Dany Levy (dessen Filme ich schätze) zu verstehen: „Es ist nicht so, dass Regisseure usw. Kinder sexuell missbrauchen – obwohl viele von ihnen beim Drehen in hochemotionale Situationen gebracht werden, wo sie sicher verletzbar sind.“ Levy verteidigt seine Branche, aber wen sieht er wie als „verletzbar“? Längst ist bekannt, in welchem Ausmaß es Männer sind, die Kindern, in erster Linie Mädchen, Gewalt antun. (In meinem Freundinnenkreis sind es mehr als die Hälfte.): „Jeder Erwachsene kann ein Täter sein“, sagt Levy. Ja? Frauen sind es zu weit weniger als 5 Prozent!

Ich will nicht für männliche Gewalttaten in Sippenhaftung genommen werden, nur weil nicht differenziert gesprochen und womöglich auch nicht gedacht wird. Liebe Leute vom andern Geschlecht: Geht es euch eigentlich auch manchmal so wie mir und anderen Frauen? Wenn ein Exemplar des eigenen Geschlechts sich öffentlich mal wieder besonders doof, peinlich oder sexistisch zeigt, würdet ihr auch am liebsten im Boden versinken? Ich bin Christian Füller und Simone Schmollack sehr dankbar dafür, dass sie in diesem Interview so insistieren, den Finger immer wieder in die Wunde legen, vor allem was Polanski und Wenders betrifft.

Es ist auch überaus löblich, wenn Levy sagt. „Wir müssen versuchen, Frauen und Kinder nicht als Sexobjekte auftreten zu lassen.“ Gern. Und ich plädiere dafür, dass Männer bei diesen Aufklärungsspots den vielen verdienten Regisseurinnen den Vortritt lassen, die zu dem Thema eine Menge zu sagen haben und denen seine Maxime zu befolgen vermutlich leichter fällt. Das Arbeitsfoto – Männer unter sich – legt leider nicht nahe, dass sie das tun, was längst angebracht wäre: bescheiden werden. SAMANTHA MARIA SCHMIDT, Berlin