HAMBURGER SZENE VON KAI VON APPEN
: Schichtwechsel

Bis elf Uhr abends zu arbeiten, in einem Drogeriemarkt, ist sicherlich kein Traumjob. Dennoch ist es für viele Frauen Alltag, den sie mit Humor zu bewältigen versuchen. „Du willst heute wirklich arbeiten?“, begrüßt die ältere Kassiererin mittags ihre junge Kollegin türkischer Herkunft. „Ich wollte dich gern mal sehen“, erwidert die Kollegin mit einem Lächeln im Gesicht.

„Und wie geht es dir?“, fragt die ältere Kassieren nach. Die junge Frau fasst sich zwischen den offenen weißen Kittel, streicht über ihr T-Shirt und den schwangeren Bauch. „Uns geht es gut“, sagt sie und nimmt an der Kasse Platz, um den nächsten Kunden zu bedienen.

Auch an der Kasse nebenan ist Schichtwechsel. „Alles in Ordnung, oder wie ist die Stimmung? Du weißt doch, ich bin ein Sensibelchen“, sagt die Ablösung, als sie eintrifft. Auch sie trägt einen weißen Kittel über ihrer Jeans, ihren Kassenbehälter zum Schichtwechsel hält sie schon bereit. „Ja ja“, erwidert ihre Kollegin und gibt noch den letzten Preis in ihre Kasse ein. Dann sagt sie: „Und du hast es mit dem Herzen.“

Offenbar spielt sie auf eine Beziehungsgeschichte an. „Und vergiss mein Rheuma nicht“, sagt die Ablösung sarkastisch. Dann tauschen sie den Platz und sagen „Tschüss, schön Tag noch“, bevor sich ihre Wege trennen. Schichtwechsel!