Das Licht der Aufklärung

Ausstellung Die Kunsthalle zeigt "Regisseure des Lichts" im Kupferstichkabinett: Zu sehen sind Rembrandt van Rijn oder James Turrell

Wo es früher des Christuskindes bedurfte, reicht jetzt das Smartphone

Klassische Nachtstücke mit natürlichen und künstlichen Lichtquellen, die strahlende Kraft der Sonne und immer wieder das geheimnisvolle Mondlicht: Die Bremer Kunsthalle zeigt in einer Sonderausstellung von diesem Mittwoch an, wie virtuos Künstler in den zurückliegenden sechs Jahrhunderten Licht dargestellt haben. Unter dem Titel „Regisseure des Lichts. Von Rembrandt bis Turrell“ sind rund 60 Arbeiten aus dem Kupferstichkabinett des Hauses zu sehen.

„Ausgangspunkt der Ausstellung sind Nachtstücke des 16. und 17. Jahrhunderts“, sagte am Dienstag Kuratorin Anne Buschhoff. Mit Lichtquellen wie Kerzen-, Fackel- und Feuerschein bis hin zur elektrischen Bühnenbeleuchtung inszenierten Künstler auf dramatische Weise ihre Arbeiten.

Zum unumstrittenen Meister des Lichts wurde Buschhoff zufolge Rembrand van Rijn (1606–1669), der mit seinen Hell-Dunkel-Zeichnungen dem Licht eine neue psychische und symbolische Dimension zuwies: „Mit seiner neuartigen Lichtregie ging er über die Betonung einzelner Handlungsmomente weit hinaus und verlieh dem Licht selbst sakralen Charakter.“

Der Sonnenaufgang als Zeichen der Aufklärung, das Mondlicht als Hinweis auf innere Einkehr, diffuse Lichtphänomene als Spiegel menschlicher Seelenlagen – immer wieder steht das Licht für symbolische Inhalte oder verstärkt sie. Zu den klassischen Motiven alter Künstler gehören immer wieder biblische Szenen und vor allem Christus, der mit dem Licht gleichgesetzt und ganz direkt als Quelle des Lichts inszeniert wird.

„Im 20. Jahrhundert schließlich wurde das Licht selbst zum Zeichenmittel“, ergänzte Buschhoff. So etwa bei Pablo Picasso, der 1949 flüchtige Lichtzeichnungen mit der Taschenlampe in die Luft schrieb, die Life-Magazin-Fotoreporter Gjon Mili dann mit seiner Kamera festhielt. Mittlerweile ist Licht eine zentrale Gattung der Gegenwartskunst, für die in der Ausstellung Werke etwa von James Turrell und Olafur Eliasson stehen. Und nun ist es wie bei den Siebdrucken des Bremers Norman Sandler nicht mehr das Christuskind in der Krippe, das als Quelle des Lichts erscheint, sondern das Smartphone, von dem die Erleuchtung ausgeht.

Das Kupferstichkabinett gehört zu den großen grafischen Sammlungen in Deutschland. Zu den Beständen zählen mehr als 220.000 Werke, darunter Zeichnungen, Grafiken, Aquarelle, Miniaturen, Skizzenbücher, Plakate und Bücher aus sieben Jahrhunderten. Ein Schwerpunkt liegt auf der deutschen, niederländischen und italienischen Schulen des 16. bis 18. Jahrhunderts. (epd)