Der Kampf ist unerbittlich

KUNSTMESSE Notizen von der FIAC im Pariser Grand Palais

Standortwechsel mit Blue Chips. Nun also, nach der Kunstmesse Frieze im Londoner Regents Park, die FIAC unter der Eisen-Glas-Kuppel des Pariser Grand Palais. Die allgegenwärtigen Titanen unter den Galerien lassen aus ihren – vermeintlich – unerschöpflichen Depots weitere Großkunst auffahren. Bespielen diese Leistungsschau genauso virtuos wie jede andere.

Die zeitliche Nähe der beiden Events hat keine nachteilige Wirkung. Im Gegenteil, der internationalen Sammler- und Investorengemeinde gefällt der umfassende Überblick. Man hat die Teilnehmerzahl auf 175 Aussteller verringert, die Abgewiesenen zum zweiten Mal in einiger Entfernung in den Docks untergebracht, wo sie sich mit teils sehr guten Auftritten um Aufmerksamkeit bemühen.

In den Tuilerien wurde ein temporärer Skulpturen-Parcours installiert. Aus der Aufholjagd der im Konzert der internationalen Messen anfangs weit abgeschlagen agierenden Franzosen ist ein ernst zu nehmender Kandidat geworden und der Zustrom neuer Aussteller, darunter Schwergewicht Landau aus Montreal, der sich kaum den zeitgenössischen Positionen, vielmehr den musealen Werken der französischen Moderne widmet, belegt die zunehmende Brisanz des Pariser Marktplatzes.

Die FIAC, die in den inzwischen weitgehend verklungenen, hysterischen Zeiten mangels Gelegenheit die undankbare Rolle des nachrangigen Beobachters eingenommen hatte, setzt heute auf Gediegenheit. Der Einstieg ins Messekarussell ist gelungen. Hier wie allerorten ist der Konkurrenzkampf unter den Galeristen unerbittlich. Über das normale Maß hinausgehende Kennerschaft soll mit Eleganz, Prestige und zeitgemäßer Attitüde verschmelzen.

Exemplarisch Hauser & Wirth, wo man mit Betroffenheitskitsch Impulse setzte und die Präsentation – ernsthaft – zur „Antwort auf den Anschlag auf Charlie Hebdo“ deklarierte. Verkauft wurde, wie gewohnt, hochpreisig Kurantes von Isa Genzken, Paul McCarthy und anderen. Wer das Instrumentarium des Marketings so schamlos beherrscht, wird, wie jetzt geschehen, zur Nummer eins auf der alljährlichen Power-100-Liste der ArtReview gewählt. Ein Votum des anonymen Expertengremiums und aus einem seltsam eklektischen Pool von Museumsdirektoren, Galeristen, Künstlern und Sammlern für den einflussreichsten Player im Kunstbetrieb.

ANNEGRET ERHARD