Pflanzen essen
von Ariane Sommer
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Kürzlich durfte ich an der Gala zum 35. Geburtstag der Tierschutzorganisation Peta in Los Angeles teilnehmen. Es kamen Menschen aus der ganzen Welt, um die Organisation und ihre Arbeit zu feiern, darunter prominente Unterstützer wie Sir Paul McCartney, ­Joaquin Phoenix und Pamela Anderson.

Meiner Meinung nach ein gelungenes Fest für eine gute Causa. Das schrieb ich auch auf meiner Facebook-Seite. Viele freuten sich mit, allerdings gab es, wie üblich, einige Ja-aber-­Sager.

Eine Bekannte schrieb unter ein Foto, das ich gepostet hatte: „Alles gut und schön, aber es waren bestimmt genügend teure Ledertaschen und Lederschühchen auf der Veranstaltung.“ Womit sie sicher nicht Unrecht hat. Aber schade ist, wenn sie deshalb die gesamte Veranstaltung diskreditiert. Genauso gut könnte man von Hugh Hefner behaupten, er würde nicht auf Frauen stehen, weil er in seiner Biografie zugegeben hat, mal einen Mann ausprobiert zu haben.

Die Ja-aber-Sager sind meistens Menschen, die selbst für gar nichts den Finger heben, außer, um damit auf andere zu zeigen. Es gibt allerdings auch ein paar wenige, die selber hohen veganen Ansprüchen gerecht werden. Was bewundernswert ist.

Nicht bewundernswert ist aber ihre „Ich bin heiliger als du“-Haltung, mit der sie jeden durch den Fleischwolf drehen, der nicht ganz genauso lebt wie sie. Ich selbst kenne niemanden, der zu hundert Prozent perfekt ist, wenn es um einen veganen Lebensstil geht. Um nur ein Beispiel zu nennen: Reifen enthalten Stearinsäure, die meistens aus tierischen Fetten gewonnen wird. Dass jeder Tierschützer deshalb auf Autos – oder Fahrräder, Busse, Flugzeuge – verzichtet, bis die Produktionsmethoden umgestellt werden, ist praktisch unmöglich.

Und wer jetzt vor veganer Wut mit der Faust auf den Tisch hauen will, lässt das lieber auch bleiben: In den meisten Möbeln wird nach wie vor Holzkleber verwendet, der tierisches Bindegewebe enthält.

Oft haben diese heiligen Ja-aber-Sager vergessen, dass ihr eigener Weg zum pflanzlichen Nirvana ebenfalls ein verschlungener war.

Mit Steinen zu werfen ist immer einfacher, als ein Haus zu bauen. Besser ist es nicht.

Ariane Sommerschreibt hier alle zwei Wochen über veganes Leben Foto: Manfred Baumann