Bremen bleibt impfmüde

SCHWEINEGRIPPE Die Impfquote liegt in Bremen noch unter dem niedrigen Bundesschnitt. Was mit den unverbrauchten Impfdosen passiert, ist offen

Die Impfbereitschaft gegen die Schweinegrippe ist in Bremen geringer als in anderen Ländern. 3,8 Prozent der BremerInnen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde bislang geimpft, bundesweit liegt die Quote bei über fünf Prozent.

Seit vergangener Woche können sich alle, die möchten, impfen lassen. Zuvor hatte das Angebot nur für Berufs- und Risikogruppen bestanden. „Der Zulauf ist dennoch gering“, sagt Petra Kodré, Sprecherin der Gesundheitsbehörde.

Gepiekst wird in den Gesundheitsämtern und 30 Schwerpunktpraxen. Die fahren ihr Angebot angesichts der schwachen Nachfrage zurück. Für 1.250 Impfungen pro Woche hatte man sich dort auf Geheiß der Gesundsbehörde gerüstet, zum Teil gesonderte Räume angemietet. In Osterholz-Tenever etwa haben sich 15 ÄrztInnen zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Impfpraxis zu betreiben. „Die haben wir letzten Freitag geschlossen“, sagt Allgemeinmediziner Heinrich Eitmann, „weil es sich nicht mehr gelohnt hat“. Innerhalb von drei Wochen sei die Zahl der Impfwilligen von 550 auf 100 pro Woche gesunken. Geimpft wird nun in den Praxen der ausgewählten Osterholzer Ärzte. „15 Patienten am Tag kann man auch so durchimpfen“, sagt Eitmann.

Auch das Impfangebot für Kinder und Jugendliche beim ärztlichen Notdienst am Klinikum-Mitte wurde mangels Nachfrage eingestellt und ist von sechs pädriatischen Praxen übernommen worden. „Wir haben aber immer noch Probleme, die Dosen zu verimpfen“, sagt Stefan Trapp, Vorsitzender des Verbandes der Bremer Kinder- und Jugendärzte. Bremen hat den Impfstoff „Pandemrix“ nicht in Einzeldosen, sondern in Flaschen bestellt, die für die Impfung von bis zu zwanzig Kindern reichen. Innerhalb von 24 Stunden müsse eine Flasche aufgebraucht werden. Deshalb, so Trapp, gebe es Impfungen für Kinder und Jugendliche nur noch nach Termin.

400.000 Dosen hat Bremen insgesamt beim Hersteller Glaxo Smith Kline bestellt, davon wurden erst 25.000 genutzt. Was mit dem Rest passieren wird, sei völlig offen, sagt Behördensprecherin Kodré. Die Krankenkassen zahlen nur, was tatsächlich verimpft wurde, den Rest das Land. Nach aktuellem Stand müsste Bremen für 375.000 Impfdosen aufkommen. Bei zehn Euro pro Impfung macht das 3,75 Millionen Euro. „Das Problem haben alle Länder“, sagt Kodré, „Bremen vielleicht noch etwas mehr“. Verhandlungen, ob ungenutzte Dosen an Länder mit Impfstoffknappheit weiterverkauft werden, liefen auf Bundesebene. Zudem sei die Impfung noch nicht abgeschlossen. „Wir können nicht sagen, wie sich die Impfbewegungen noch entwickeln“, sagt Kodré. „Es gibt auch Experten, die mit einer dritten Grippewelle rechnen“. AG