Aufbau baut Moritzplatz auf

KREUZBERG Zwei Jahre nach Eröffnung des Aufbau-Hauses soll ein Erweiterungsbau entlang der Oranienstraße entstehen. Erklärtes Ziel: günstige Mieten statt Gentrifizierung

„Wir müssen aufpassen, kein Fremdkörper zu sein“

MATTHIAS KOCH, AUFBAU-VERLAG

VON UWE RADA

Der Moritzplatz, einst Kreuzbergs Stiefkind an der Mauer, bekommt ein neues Gesicht. Zwei Jahre nach der Eröffnung des Aufbau-Hauses soll nun im Frühsommer mit einem Erweiterungsbau begonnen werden. Das sagte Matthias Koch, Eigentümer des Aufbau-Verlags. „Wir wollen damit die Lücke am Moritzplatz entlang der Oranienstraße schließen.“

Koch hatte den insolventen Verlag 2008 übernommen. Ein Jahr später kaufte er mit Partnern das „Bechstein“-Grundstück am Moritzplatz, aus dem durch Neu- und Umbaumaßnahmen schließlich das Aufbau-Haus wurde. Als „Kreativhaus“ beherbergt es nicht nur den Aufbau-Verlag, sondern auch Firmen wie Modulor – ein Fachhandel für Künstlerbedarf – oder das Theater „Tak“. Bei der Eröffnung des Kreativhauses 2011 sprach Koch, dem das Haus zusammen mit Modulor-Geschäftsführer Andreas Krüger gehört, von einem „landmark building“.

Nun wird die Landmarke um ein Drittel größer. Bis 2013 soll nach den Entwürfen der Architekten Frank Barkow und Regine Leibinger die Lücke zwischen dem Aufbau-Haus und dem historischen Leisner-Haus aus dem Jahr 1913 geschlossen werden. Die Vorbilder für diesen Lückenschluss mit einer zusätzlichen Nutzfläche von 5.000 Quadratmeter hat Architekt Barkow in Kreuzberg gefunden. „Es sind das Bürohaus von Max Taut am Oranienplatz und das Pelikan-Haus von Kurt Berndt in der Ritterstraße“, sagte Barkow bei der Vorstellung der Pläne am Dienstag im Aufbau-Haus. Die beiden Gebäude aus den Jahren 1933 und 1905 zeichnen sich durch großflächige horizontale Fensterbänder aus.

Auch das Aufbau-Haus II soll diese Sprache der Moderne sprechen. „Wir wollen das Erscheinungsbild mit einem Loft-Charakter prägen“, kündigte Barkow an. Dabei soll die Fassade des neuen Gebäudes einen Bogen vom schnörkellosen Aufbau-Haus zur gegliederten Fassade des Elsner-Hauses schlagen.

Mit der Entscheidung für den Entwurf von Barkow und Leibinger reagierte Aufbau-Eigentümer Koch auch auf die Zusage des Bezirks, dass die „Prinzessinnengärten“ auf der gegenüberliegenden Seite des Moritzplatzes bleiben können. „Damit sind wir ein Singulär am Platz“, sagte Koch. „Wir müssen aufpassen, hier nicht wie ein Fremdkörper zu wirken.“

Koch betonte ausdrücklich, mit dem Aufbau-Haus nicht zur Gentrifizierung in diesem Teil Kreuzbergs beitragen zu wollen. „Wir wollen auch Existenzgründern ein Angebot machen.“ Die Mieten im neuen Gebäude sollen bei neun Euro netto kalt beginnen. Allerdings ist die Hälfte der Fläche bereits vergeben. Hauptmieter wird die Design Akademie Berlin, die zwei Stockwerke einnehmen wird. Darüber hinaus gibt es Galerien, Gastronomie, Büros und Ateliers.