Präsident Alpha bleibt die Nummer eins

GUINEA Staatschef Alpha Condé hat die Wahl gewonnen, aber seine Gegner lehnen das Ergebnis ab

Anhänger von Präsident Condé am Samstagabend Foto: Youssouf Bah/ap

VON Dominic Johnson

BERLIN taz | Der erste demokratisch gewählte Präsident von Guinea kann weiterregieren. Wie die Wahlkommission in der Nacht zum Sonntag verkündete, hat Amtsinhaber Alpha Condé die Wahl vom 11. Oktober mit 57,85 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang gewonnen. Sein wichtigster Konkurrent Cellou Dallein Diallo war mit 31,4 Prozent klar abgeschlagen, der frühere Premierminister Sidya Touré bekam nur 6 Prozent. Alle anderen Kandidaten liegen bei unter zwei Prozent; die einzige Frau unter den acht Anwärtern belegt mit 0,3 Prozent den letzten Platz. Die Wahlbeteiligung wurde mit knapp 69 Prozent angegeben.

Condé, dessen Wahl 2010 einem halben Jahrhundert brutaler Militärdiktatur in Guinea ein Ende gesetzt hatte, sagte in einer Reaktion, es gebe keine Verlierer, sondern „Guinea hat gewonnen“ und er reiche allen seinen Gegnern die Hände. Das ist auch bitter nötig, denn wie bereits 2010 erkennt Wahlverlierer Cellou Dallein Diallo seine Niederlage nicht an. Schon am Mittwoch hatte sich seine Partei UFDG (Union der Demokratischen Kräfte Guineas) zusammen mit sechs Kleinparteien aus der Wahl zurückgezogen und erklärt, sie werde das Ergebnis vor dem Verfassungsgericht anfechten, egal wie es ausfällt.

An der Zeremonie zur Verkündung des Wahlergebnisses am Samstagabend nahm die UFDG gar nicht erst teil: „Wir haben den Wahlprozess verlassen, also betreffen uns die Ergebnisse von heute Abend nicht“, erklärte UFDG-Wahlkampfleiter Fodé Oussou Fofana gegenüber guineischen Medien.

Die Sorge ist groß, dass dieses Endergebnis Gewalt seitens enttäuschter Oppositionsanhänger hervorruft, so wie bereits bei Condés erster Wahl Ende 2010. Damals hatte Alpha Condé als der jahrzehntelang politisch verfolgte historische Oppositionsführer des westafrikanischen Landes völlig überraschend Cellou Dallein Diallo, der aus Guineas größter Volksgruppe der Peul kommt, in der Stichwahl besiegt. Viele Peul-Politiker haben sich bis heute damit nicht abgefunden, und die ohnehin tiefen politischen Gräben zwischen Guineas ethnischen Gruppen haben sich vertieft.

Condé gewann jetzt massiv in seinen Hochburgen wie seiner Heimatstadt Kankan, wo er laut Wahlkommission bei 90 Prozent Wahlbeteiligung 96 Prozent der Stimmen bekam. Er holte auch massive Mehrheiten im äußersten Südosten des Landes an der Grenze zu Liberia sowie, anders als noch 2010, in den Armenvierteln der Hauptstadt Conakry. Offenbar werden hier seine politischen Reformen honoriert sowie vor allem die Verbesserung der Sicherheitslage und der Stromversorgung.

Von Feierstimmung war in Conakry am Samstagabend allerdings nichts zu spüren. Selbst regierungstreue Medien berichteten aus der guineischen Hauptstadt, die Straßen seien menschenleer – einerseits, weil die Leute zu Hause auf die sich ständig verzögernde Live-Übertragung der Ergebnisse im Fernsehen warteten, andererseits aus Angst vor erwarteten Protesten der Opposition. Vereinzelt sollen Schüsse gefallen sein. Das Misstrauen zwischen den politischen Lagern in Guinea ist sehr hoch.

Internationale Wahlbeobachter haben die Wahl als korrekt bezeichnet, von logistischen Problemen abgesehen.