Der Lobbyist der Woche
:

Braver
Innovator

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Er ist glühender Fan des VfB Stuttgart, an dessen Spitze Unternehmensvertreter wie Ex-Daimler Manager Joachim Schmidt oder Exarbeitgeberpräsident Dieter Hundt standen. Doch Gewerkschaftsmann Jörg Hofmann (Foto) kann gut mit denen von der anderen Seite des Verhandlungstisches. Der 59-Jährige ist ein besonnener Sozialpartner – die schwäbische Mundart lässt Gedanken an Kämpferisches gar nicht erst aufkommen; und wie es sich für die IG Metall gehört, ist Hofmann Mitglied der SPD.

Am kommenden Dienstag wird Jörg Hofmann zum Vorsitzenden der IG Metall und damit zum mächtigsten Gewerkschafter Europas gewählt. Zum ersten Mal kommt jemand in dieses Amt, der nicht Werkzeugmacher oder Maschinenschlosser gelernt hat. Hofmann hat nach dem Abitur eine Ausbildung in der Landwirtschaft gemacht und dann Ökonomie studiert. Fast sein gesamtes Berufsleben verbrachte er danach bei der Gewerkschaft, gefördert von seinem Mentor und Vorvorgänger Berthold Huber. Bislang war Hofmann vor allem in Baden-Württemberg aktiv. Er war Verhandlungsführer der IG Metall bei vielen Tarifabschlüssen mit Pilotcharakter für weitere Bezirke, meist ohne Streiks. Das Manager-Magazin nennt ihn einen „Innovator“, weil er sich für Weiterbildung einsetzt und gern von der Digitalisierung der Arbeitswelt spricht.

Geht’s den Autokonzernen gut, geht’s dem Arbeiter gut, ist Hofmanns Credo. „Die Branche ist im Umbruch“, wusste er schon vor der VW-Krise. Anders als so mancher Autolobbyist hat er früh für Elektromotoren und Hybridantriebe geworben. Im Daimler-­Aufsichtsrat konnte er sich damit nicht durchsetzen. Vielleicht hat er im VW-Aufsichtsrat, in den er als IG-Metall-Chef nun auch noch einzieht, mehr Erfolg. Anja Krüger