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: Schnell ins Konzert!

Konzerte in bremen

von andreas schnell

Selig, wer Ferien hat! Da lässt sich das kulturelle Angebot voll ausschöpfen – auch am Montag, wenn im Alten Sport­amt eine der Punk-Bands der Stunde gastiert: Pisse aus Hoyerswerda machten in den vergangenen Monaten nicht nur mit eigenwilliger Pressearbeit von sich reden (zum Spex-Interview schickten sie einen guten Kumpel als Sprecher), sondern und vor allem mit einer tollen Musik zwischen grellem Post-Punk, scheppernden Surf-Gitarren und New Wave. Darüber feuern sie entzückende Zeilen ab wie „Du bist nicht queer, nur weil du Biertitten hast“. Aufgetreten sind sie in der Vergangenheit mit Gruppen wie Kackschlacht und Spucke. Punk, klar, aber eben nicht die öde Uffta-Variante, sondern wach, gewitzt und auch musikalisch vorn. Mit ihnen treten im Sportamt ab 20 Uhr die Bremer Bernd Wand und Angina Jolie auf.

Die Spex frühstückte Pisse übrigens seinerzeit gemeinsam mit Schnipo Schranke aus Hamburg ab, die musikalisch ganz anders gelagert sind, aber immerhin mit ihrem Song „Pisse“ Aufmerksamkeit erregten. Ob Schnipo Schranke auch ein abendfüllendes Vergnügen sind, lässt sich einen Abend später, also am Dienstag ab 20 Uhr im Lagerhaus herausfinden.

Mit Tocotronic geht es dann am Mittwoch weiter. Die sind eher im weiteren Sinne verwandte Geister und für explizite Texte seit Längerem nur noch in Ausnahmefällen zu haben. In Bremen eröffnen sie traditionell ihre Gastspielreisen, Beginn ist um 20 Uhr im Schlachthof.

Der Freitag bietet einen echten Konzert-Overkill. Immerhin beginnt der Auftritt der Reggae-Hip-Hop-Dancehall-Verschmelzer Culcha Candela im Modernes laut Ankündigung schon um 18 Uhr, was den anschließenden Besuch des Konzert mit Zaimph, Sissy Spacek, Manuel Mota und VHS in der Friese ermöglichen sollte, wo es in der Regel nicht vor 21.30 Uhr losgeht. Zu hören sind musikalische Grenzgänge zwischen Noise, Elektronik, konkreter Musik, Rock und Psychedelik. Mindestens.

Möglicherweise ließe sich auch der Auftritt von Aly Keita & The Magic Balafon ab 19 Uhr im Übersee-Museum damit kombinieren. Im Sinne einer Musik, die weniger von europäischer Harmonik als von Trancen induzierendem Flow inspiriert ist, passt das zumindest besser zusammen. Dass Keitas Spiel im Übersee-Museum in einen mindestens musealen, wenn schon nicht kolonialen Kontext gestellt wird, wirkt dabei etwas eigentümlich.

Es seien noch drei weitere Veranstaltungen erwähnt: Ab 20 Uhr ist Albert Hammond in der Glocke zu Gast, vielleicht fragt ihn mal jemand, wie sich das für einen Musiker anfühlt, wenn der eine Song, mit dem er berühmt wurde, sich auf geradezu dramatische Weise als prophetisch erweist, Sie wissen schon: „It Never Rains in Southern California“. Ferner spielen am kommenden Freitag Barbara Morgenstein und Robert Lippok (20 Uhr, Schwankhalle) sowie der ein paar Jahre auch mal in Bremen ansässig gewesene Rapper Ferris MC (20 Uhr, Schlachthof).