LESERINNENBRIEFE
:

Wiedergutmachung leisten

■ betr.: „Kampfbomber über der Wüste“, taz vom 14. 1. 13

Wer die Menschen in Timbuktu und die Magie der historischen Stätten erlebt hat, der wünscht Mali Frieden. Wer als Deutscher vom Gemetzel einstiger deutscher „Schutzmächte“ im einstigen „Deutsch SW“ (60.000 Tote) und „Deutsch-Ostafrika“ (100.000 Tote beim sogenannten „Maji, Maji“-Aufstand; (Maji (Kisuaheli) = Wasser auf Deutsch) vom Bösen der deutschen Kolonialzeit weiß, dem ist auch klar, warum die alten europäischen Kolonialmächte gerade in Afrika, dessen Unterentwicklung sie mit initiiert haben, auf absehbare Zeit Wiedergutmachung zu leisten haben. JÖRN DARGEL, Berlin

Was muss noch geschehen?

■ betr.: „Ein Fall für den Staatsanwalt“, taz vom 10. 1. 13

Messen wir die Kirchen doch endlich mal konsequent an ihren eigenen „heiligen“ Worten und realen Taten! Was muss noch alles geschehen, bis die/der letzte Kirchenangehörige endlich ihre/seine Austrittserklärung beim jeweiligen Amtsgericht einreicht? Wo bleibt diese einfache Tat all jener Christ_innen, denen ihre Bibel und deren Hintersinn „wegweisend“ fürs Tun und Handeln ist?

Kirche von unten? Kirche von innen verändern? Seit mehr als 2.000 Jahren tut sich nicht wahrlich viel im Abbau der patriarchalen Strukturen. Die Zeit ist längst überfällig, diesem Verein gefahrlos mit einer einfachen Unterschrift und ein paar Euro den Rücken zu kehren! Artikel 1 des Grundgesetzes und die Charta der Menschenrechte reichen als „Wegweiser“ fürs eigene Tun und Handeln doch allemal! Und können auch Unterschrifts-Stifte führen helfen!

KATHY CZAJA, Düsseldorf

Katholische Gleitmittel

■ betr.: „Katholische Kirche opfert Aufarbeitung“, taz vom 10. 1. 13

Die katholische Kirche verhindert erneut die Aufklärung und Erfassung ihrer pädokriminellen Strukturen. Der eigentliche Skandal liegt wohl darin, dass es sich nicht einmal um Strafverfolgung gehandelt hat, die hier höchstbischöflich verhindert wurde, denn die Justizminister, die ansonsten gerne mal stammtischgefällig nach härteren Strafen und lebenslanger Sicherheitverwarung rufen, sehen keinerlei Handlungsbedarf, den Straftätern innerhalb der Kirche auf die Pelle zu rücken.

Eine gewaltige Kirchenaustrittswelle ist aber auch wohl diesmal nicht zu erwarten. Sind das eigentlich dieselben Katholiken, die sich mit erregtem Schaudern die Kinski-Missbrauchsstory der Bild-Zeitung reinziehen und als Lynchmob nach Todesstrafe und Kastration brüllen, wenn ein Sexualstraftäter nach Verbüßung seiner Haftstrafe in die Nachbarschaft zieht? Ob die aktuellen Aufklärungsspots von Herrn Levy („Du musst lernen zu sagen: Halt!“, taz vom 10. 1. 13) verhindern können, dass der Herr Vikar wieder ganz beruhigt sein Vaselinetöpfchen auf den Nachtschrank stellen kann, bleibt zu bezweifeln. KAI BEIDERWELLEN, Speyer

Nicht wirklich überraschend

■ betr.: „Katholische Kirche opfert Aufarbeitung“, taz vom 10. 1. 13

Die Vorgehensweise der katholischen Kirche in der Frage der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zum sexuellen Missbrauch in ihren Institutionen überrascht nicht. Schon der große liberale Theologe A. von Harnack kennzeichnet den römischen Katholizismus als einen Staat des Rechts, in dem das Subordinationsprinzip gilt, auf der Basis einer Amtshierarchie, die sogar auch das Verhältnis Gottes zum Menschen durch einen Rechtskodex regelt. Das heißt, es gibt ein feine Abstufung von Befehlenden und Befehlsempfängern, die zu durchbrechen nur in seltenen Fällen erlaubt wird.

Wenn also das Kommunikationsverhalten Christian Pfeiffers „nicht der gebotenen Form“ entspricht, so deshalb, weil es nicht zu dieser inneren Organisationsstruktur der katholischen Kirche passt. Das Bemühen der katholischen Kirche, „eine Boulevardisierung des Themas zu vermeiden“, weil man einer breiten Öffentlichkeit die Beschäftigung mit den wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen des Kriminologen Christian Pfeiffer nicht zumuten will, ist aus denselben Gründen zwangsläufig. Den Mitbürgern eine eigene Urteilskraft zuzutrauen, birgt ein gewisses Risiko. Da ist es aus Sicht der Kirche schon besser, die Beschäftigung mit dem Thema auf die wissenschaftliche Diskussion zu begrenzen.

GERD BECKER, Lüdinghausen

Anreize sollten wegfallen

■ betr.: „Politiker wollen bestrafen“, taz vom 12. 1. 13

Wie die Kurzmeldung über dem Artikel zeigt („Transplantationsarzt in Untersuchungshaft“), scheint es offenbar auf die jeweilige Staatsanwaltschaft anzukommen, ob es möglich ist, Ärzte wegen Manipulation von Patientendaten anzuklagen. Und zwar hat die Braunschweiger Staatsanwaltschaft einen Mediziner genau wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt, was auch von Regierungsvertretern gefordert wird.

Darüber hinaus ist doch aber wohl das ganze Transplantationssystem auf den Prüfstand zu stellen. Vor allem sollten die Anreize für vermehrte Transplantationen (in Form von Beförderungen etc.) wegfallen, um so erst gar keine Motive für Manipulationen aufkommen zu lassen. Außerdem ist zu fragen, warum solche Manipulationen in anderen Ländern, die Europlant angeschlossen sind, nicht aufgetreten sind. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel