Schrammeln, rumpeln, raunen

SCHRAMMEL-POP Mit jeder Menge Vorschusslorbeeren wurde Die Heiterkeit schon bedacht, bevor man sie auf Platte hören konnte. Morgen Abend präsentiert das Hamburger Trio nun sein Debütalbum „Herz aus Gold“

Eine subversive Antwort auf all das so bemüht professionell daherkommende Indierockertum

VON ROBERT MATTHIES

Bereits vor der Veröffentlichung der ersten EP konnte man mehr oder weniger lautstarke Protagonisten der hiesigen Musik- und Kneipenszene – zu der man vielleicht nicht ganz zufällig guten Gewissens auch die dabei Gepriesenen zählen darf – an den einschlägigen Tresen immer wieder prophezeien hören, dass da Großes komme: Nicht weniger nämlich als die Wiedergeburt der Hamburger Schule respektive der überfällige Beweis, dass die eigentlich noch längst nicht tot war, erwarte uns mit Die Heiterkeit.

Dabei waren auch die Auftritte des derart mit Vorschusslorbeeren bedachten Trios noch rar gesät. Im Vorprogramm von Herrenmagazin etwa konnte man sie hören, deren Schlagzeuger Rasmus Engler für das Berliner Label Staatsakt, auf dem nun das Debüt „Herz aus Gold“ erschienen ist, denn auch nur lobende Worte findet: das „Meistmögliche“ entreiße die Heiterkeit der klassischen Trio-Besetzung, „das im Bereich von Indie- und Gitarrenpop eben auch immer das Optimum darstellt“. Und Clubbesitzer, Clubbesitzer-Roman-Autor – und Arbeitgeber von Schlagzeugerin Stefanie Hochmuth – Tino Hanekamp, pflichtet dem bei: „Es ist alles ganz außerordentlich supertoll und wundervoll mit dieser Band.“

Vor zwei Jahren stieß dann der erste Tonträger, eine vier Stücke umfassende EP, auf ebensolche Begeisterung. Und nun auch das zwölf Stücke zählende Debüt. Gerade weil die hier vielmehr gleichgültig als übermäßig heiter klingende Heiterkeit – ein großartiges und gern auf Baumwollbeuteln durch die Stadt getragenes Bandlogo übrigens: ein so gar nicht lächelnder Smiley – so überraschend unambitioniert, geradezu unbeholfen klingt. Bass, Gitarre und Schlagzeug schrammeln und rumpeln mit schlichten, aber anmutigen Melodien vor sich hin, darüber raunt Sängerin Stella Sommer lakonisch-gelangweilt-trotzige Sätze wie: „Die Liebe eines Volkes hat mich zur Königin gemacht“, oder: „Für den nächstbesten Dandy wirst du mich verlassen / Für den nächstbesten Dandy muss man das wohl machen.“

Irgendwo zwischen einer leisen Variante der frühen Tocotronic, Christiane Rösinger und den genialen Dilettanten-Rockern Pavement darf man das verorten. Und mit einem beinahe unsichtbaren Lächeln als subversive Antwort auf all das so bemüht professionell daherkommende Indierockertum verbuchen.

■ Fr, 18. 1., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66