SOUNDTRACK

Was passiert, wenn man die nun wirklich deutlich von Les Negresses Vertes repräsentierte französische Folk-Schule tief in einen osteuropäischen Sumpf steckt, sie zwei bis drei Runden durch die Pariser Metrostationen und über den Montmartre schickt, um dort alle Rummusizierenden aufzunehmen? Dann bildet diese Schule Bands wie Léoparleur oder eben, mitunter auf Punk-Schnelligkeit gebürstet, Les Yeux d’la Tête aus. Die Pariser mit der sprach- und akkordeonbedingten melancholischen Note sind durch diese hübsch beschwingte Art in den dunklen Bistro-Räumen mit den kleinen unbequemen Stühlen sicher genauso gern zu Hause wie auf den großen Folk-Festivals. Do, 17. 1., 20 Uhr Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Dort treffen sie dann etwa auf Skinny Lister, die von sich selbst sagen: „It’s not po-faced folk, it’s about having a party“. Das aus Leicester stammende, schön puritanisch mit Kontrabass und Akkordeon ausgestattete Quintett überzieht unter dieser Devise seit seiner Gründung in 2009 jede denkbare Bühne des Kontinents mit frohen Botschaften, feucht-fröhlicher Stimmung und reichlich Zuschauerinnen und Zuschauern, die heraufgebeten werden, um sich dort mit Band und Roadies zu vereinen. Auf diese Weise hat man sich 2011 den vom englischen Pendant der GEMA vergebenen Titel „Hardest working (sic!) Band in the UK at Festivals“ gesichert, aber auch weitere Aufmerksamkeit eines Publikums, das Shanties und sicherlich auch „a few beers“ schätzt. Wer es also a) lieber traditionell als modernisiert (Oyster Band, Mumford & Sons) mag, wer b) Irish-Folk und Punk immer schon als Einheit betrachtet hat, wird sich c) über die „Pogues with good teeth“ (The Guardian), die tatsächlich aber doch mehr nach The Men they couldn’t hang klingen, freuen. Fr, 18. 1., 20 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Eleni Mandell darf man zunächst einmal nachsagen, dass sie bei Karrierebeginn erkennbar nicht zum Beispiel Cat Power sein wollte, um einmal das Role-Model für leicht verzagte, grundsätzlich betrübt-traurige Musik junger Frauen mit Gitarre zu nennen. Sie wollte lieber Tom Waits sein, was den ersten Veröffentlichungen der Kalifornierin – Debütalbum 1998 – eine genauso düstere wie spleenige Note verlieh. Seitdem ist Mandell in diverse Richtungen ausgebrochen: mal wurde das Feld des US-Folks und des Blues erkundet, dann plötzlich kam eine ganze Band um die Ecke, was gewisse Indierock-Anleihen mit sich brachte. Schließlich, nämlich auf dem 2012 erschienenen sechsten Album „I can see the future“, ist Mandell in durchweg sanften, von Soul und Jazz barmusikmäßg berührten, zuweilen aber auch fast wiegenliedartig ausfallenden Songs gelandet. Haben wir schon Sommer oder was? Ja. Mo, 21. 1., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30NILS SCHUHMACHER