Lüthje und Co. machen Druck

Unter Federführung des Hamburger Uni-Chefs konzipieren Hochschulrektoren neue Studienfinanzierung. Senat verspricht „Lösung“ für Ansturm von Abiturienten

Die deutsche Hochschulrektorenkonferenz (HRK) wird noch im November Bund und Ländern einen Forderungskatalog zur sozialen Absicherung von Studiengebühren vorlegen. Das kündigte Hamburgs Uni-Präsident Jürgen Lüthje an, unter dessen Vorsitz eine HRK-Arbeitsgruppe das Papier erarbeitet. Lüthje zufolge diskutieren die Rektoren eine Kombination aus drei Säulen: Erstens die Ausbildungsförderung (Bafög) und Stipendien „mit sozialer Komponente“, zweitens ein Darlehen mit einkommensabhängiger Rückzahlung und drittens ein „Bildungssparen“.

Ähnlich wie das Bausparen solle das Bildungssparen öffentlich gefördert und zu einem niedrigen, kapitalmarktunabhängigen Zins offeriert werden. Für Studiendarlehen dürfe das Ausfallrisiko – wenn Schulden nicht zurückgezahlt werden können – weder über einen höheren Zins abgedeckt noch den Unis zugemutet werden, warnte Lüthje. Er schlage vor, dass die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau allen Geschäftsbanken ein Angebot zur Risikoabdeckung ihrer Studentenkredite mache.

Der Uni-Chef rechnet in Hamburg ab 2007 mit der Einführung von Gebühren. Ab 2008 machten die ersten Schüler im Norden schon nach der zwölften Klasse Abi, so dass ab dann die doppelte Zahl an Bewerbern an die Uni dränge. Die nötige Aufstockung des Studienangebots dürfe nicht aus Gebühren bezahlt werden, mahnte Lüthje. Den Bedarf für alle Hamburger Hochschulen schätze er auf jährlich 30 bis 35 Millionen Euro – zehn Jahre lang.

Die Verkürzung der Schulzeit war bereits 2002 vom damaligen Schwarz-Schill-Senat beschlossen worden. Wie Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) vorige Woche der taz sagte, suche seine Behörde inzwischen mit den Hochschulen nach einer Lösung, um den erwarteten „Berg zu bewältigen und bis 2010 zusätzliche Studierchancen zu schaffen“. Dann machen in der Stadt zwei Jahrgänge gleichzeitig Abi. Die Gespräche mit den Lehrstätten nannte Dräger „sehr konstruktiv“. Ziel seien zusätzliche Lehrkapazitäten für die Zeit, in der alle norddeutschen Länder die Schulzeit verkürzen. Denn aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein, das 2014 als letztes umstellt, strebten verstärkt Bewerber nach Hamburg.

„In den nächsten Monaten“, kündigte Dräger an, werde er gemeinsam mit den Hochschulen einen Vorschlag auf den Tisch legen, der aufzeige, wie Hamburg einen „angemessenen“ Anteil des erwarteten Ansturms zu bewältigen gedenke. Auf die Frage, ob den Hochschulen dafür zusätzliches Geld bereitgestellt werde, sagte Dräger: „Wir werden den Finanzrahmen der Stadt berücksichtigen.“ Eva Weikert