ALEXANDER LEVY
: Dystopische Visionen einer stabilen Welt

Es gibt selten eine derart thematisch konzentrierte Gruppenausstellung zu sehen wie „The World is Stable Now“. Und schon sind wir mitten im suggestiven Geschehen. Denn gleich vier KünstlerInnen präsentieren Perspektiven auf eine „stabile“ Welt, deren Fixum sich in der Veränderung, Transformation, der Um- und Neudeutung findet. Wie etwa in dem Video von Lilli Kuschel, die auf dem Gelände der marokkanischen Atlas-Studios gedreht hat. Doch was sie zeigt, ist das, was man dort tatsächlich findet: Kulissen verschiedenster Kulturen. Ob Persisches, Ägyptisches oder Römisches Reich, in absurden Bildern stolpert man gleich den Touristen durch die Wüste, entlang der verfallenden Prachtbauten unterschiedlicher Hochkulturen. Andauernd hört man Tonspuren dort gedrehter Blockbuster wie „Gladiator“ und des Rauschen des Wüstenwindes. Mal schließen sich die Synapsen und vor dem inneren Auge erscheinen enorme Schlachtengemälde. Manchmal nicht. So einfach ist Manipulation halt doch nicht. Oder etwa doch? Beschäftigt man sich mit Leon Kahanes Installation, ertappt man sich schon eher dabei, auf kapitalistische Augenwischerei reingefallen zu sein. Die Fotografien, die er zwischen Ständern vor einen Greenscreen spannt, berichten von der Produktion von Windkrafträdern und stammen aus einer Firmenbroschüre. Denn auch für Kahane galt absolutes Verbot, das Gelände von Enercon zu betreten. Der Marktführer ist für den nicht gerade fairen Umgang mit den MitarbeiterInnen bekannt, und auch dass im großen Stil agierende Umweltsünder sich gerne einige „ökologisch wertvolle“ Windkrafträder zum Greenwashing, also zur Tarnung, auf ihr Gelände stellen, scheint nicht mit ökologischen Zielen einherzugehen. Das Geschäft mit dem guten Gewissen ist dagegen so suggestiv wie rentabel. MJ

■ Bis 26. Januar, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Rudi-Dutschke-Str. 26