… DIE UMWELTSAU?
: Dampfen und glühen, mit voller Kraft

Vor dem Haus Cumberland, einer wiederbelebten Nobeladresse am Kurfürstendamm, dampft der Gehweg. Der berüchtigte Eiswinter vor ein paar Jahren hat den Eigentümer auf die Idee gebracht, seinen Mietern den Luxus einer Gehwegheizung zu gönnen – nie wieder Eispanzer vor der Haustür.

240.000 Watt leistet die Anlage. An einem verschneiten Wintertag gehen also fast 6.000 Kilowattstunden drauf, das dürfte dann rund 1.500 Euro kosten. Dafür erspart die Heizung der gut und sehr gut betuchten Klientel des Hauses den Anblick schnaufender Männer in orangefarbenen Westen und den Abgasgestank von Schneeräummaschinen vor der Tür.

Am Ku’damm ist ja bekanntlich der Anachronismus zu Hause. Im Café Kranzler fürchten sich die letzten noch lebenden Wilmersdorfer Witwen vorm Russen und Eberhard Diepgens Popularitätswerte dürften ungebrochen hoch sein. Für Ökos und ihr ödes Gerede vom Klimawandel ist da kein Platz.

Ganz anders in Pankow. Hier, mitten im aufgeklärten urbanen Bildungsbürgermilieu, hat der grüne Baustadtrat gerade das Verbot von Fußbodenheizungseinbau in Milieuschutzgebieten explizit und medienwirksam bestätigt. Heizung von unten ist verpönt, Wärme kommt mit Vorliebe aus dem Kamin oder von der ökologisch austarierten Erdwärmeanlage.

Gern aber auch von oben: Wer im Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg auf vereisten, da unbeheizten Gehwegen an den restaurierten Gründerzeitfassaden entlangschlittert, kann den Bio-Latte selbst im Winter draußen genießen – dank einer ganzen Heizpilzarmada. Die Kollwitzstraße zum Beispiel beginnt jeden Winter regelrecht zu glühen.

Dagegen sehen die pelzbehängten Unternehmergattinnen vom Ku’damm natürlich richtig alt aus. Die werden das mit der Erderwärmung wohl nie kapieren. JÖW Foto: ap