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Outsourcing mal andersrum

BATTERIEN Von Baden aus nach Europa: Leclanché will die Fertigung von Lithium-Batterien etablieren – die hohen Löhne schaden dabei angeblich nicht

FREIBURG taz | Die Alufolie sieht aus, wie Alufolie eben aussieht, und sie fühlt sich auch so an. Aber die Folie ist ein Produkt höchster Reinheit und Fertigungspräzision. Denn aus ihr werden im Industriepark im badischen Willstätt Batterien hergestellt: Von der Rolle läuft die Folie über diverse Walzen, wird dünn beschichtet und später zurechtgeschnitten. Das Gleiche geschieht parallel mit einer Kupferfolie. Fertig sind die beiden Elektroden einer herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterie.

„Es ist ein Werk, wie es kein zweites in Europa gibt“, sagt Michael Ihringer, Technischer Geschäftsführer der deutschen Tochter in der Ortenau: „Wir produzieren zwei Arten von Zellen, Lithium-Titanat und Lithium-Grafit, damit decken wir alle Einsatzbereiche von Batterien ab.“

Die Titanat-Zellen sind besonders robust, haben aber eine geringere Energiedichte. Sie sind für den stationären Einsatz geeignet oder für Schiffe, wo Gewicht und Volumen weniger zählen. Ein Metier, das man nicht unterschätzen sollte: „Das ist ein wachsender Markt“, sagt Ihringer, „in Dänemark haben wir gerade ein Fährenprojekt.“ Stolz verweist er darauf, dass die Elektroden der Titanat-Zellen ohne Lösungsmittel wasserbasiert hergestellt werden.

Die Grafit-Zellen sind kompakter und leichter. Sie bieten sich für Fahrzeuge an, etwa für Gabelstapler. Aber sie schaffen weniger Ladezyklen, „mehr als 4.500“, heißt es im Datenblatt.

Nur den Einsatzbereich, an den viele als Erstes denken, hat die Firma noch nicht im Sinn: die Automobilbranche. Denn die häufig gestellten Anforderungen an Reichweite, Preis, Gewicht und Volumen sind derzeit nicht zu leisten. Allenfalls dort, wo berechenbare Touren gefahren werden, etwa im Stadtbusverkehr, ist Leclanché aktiv.

Aber der Markt für Stromspeicher im Keller wächst. Noch sind Hausspeicher für Privatleute nicht rentabel. Doch manche Hausbesitzer denken an Notstromversorgung, andere freuen sich, wenn die Eigenverbrauchsquote der Solarstromanlage gesteigert werden kann. Und dann gibt es Objekte ohne Netzanschluss, Berghütten zum Beispiel. Gegenüber dem Diesel, der dort mitunter per Hubschrauber angeliefert werden muss, ist die Solarbatterie allemal billiger.

In diesem Jahr laufen die Anlagen in Willstätt erstmals unter Vollauslastung im Ein-Schicht-Betrieb. Zu verdanken ist das einem Großauftrag von der portugiesischen Azoreninsel Graciosa: Ein Speicher mit einer Kapazität von 3.200 Kilowattstunden soll die Insel über ein Mikronetz mit regenerativen Energien versorgen. Nach aktueller Planung soll der Standort Ende 2016 erstmals Gewinne abwerfen.

Deutschland habe den Zug in Sachen Lithium-Zellen bislang verpasst, so Ihringer: „Die Asiaten mit ihren großen Fertigungen dominieren den Weltmarkt.“ Nun aber bringe Leclanché die Technik nach Europa – ungewöhnlich, wo Technologien normalerweise in Europa starten und dann exportiert werden. Diesmal nimmt die Entwicklung den umgekehrten Weg.

Sind die hohen Löhne in Deutschland ein Problem im internationalen Wettbewerb? „Die spielen keine Rolle“, sagt Ihringer, „die Fertigung muss aufgrund der notwendigen Präzision vollkommen maschinell erfolgen.“ In der Tat sieht man in den Fabrikhallen nur wenige Mitarbeiter. Teuer seien vor allem die Rohstoffe. So kann man produzieren, wo es Maschinenbauer gibt und die Absatzmärkte sind. Deutschland ist da ein guter Standort. Bernward Janzing

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