Der Lobbyist der Woche
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Der Mann mit dem Diesel im Blut

Foto: cdu

Wenn es Gegenwind für die deutsche Automobilindustrie gibt, ist Mat­thias Wissmann (Foto) zur Stelle. Das liegt in der Natur der Sache – schließlich ist der ehemalige Bundesverkehrsminister heute Chef des Verbandes der Autoindustrie. Da muss er die Affäre um den größten europäischen Autokonzern VW, der bei Abgastests von Dieselfahrzeugen in den USA betrogen hat, natürlich ernst nehmen. Steht doch beim Dieselgate, wie es schnell hieß, eine ganze Technologie zur Debatte – die der Dieselmotoren, die Lastwagen, Busse, Bagger, Trecker und Autos antreiben.

„Die Dieseltechnologie in Frage zu stellen, das ist völlig unberechtigt“, sagt also Wissmann jetzt in einem FAZ-Interview. Ein moderner Diesel-Pkw, der die Euro-6-Abgasnorm erfülle, sei „das effizienteste Fahrzeug, das man sich vorstellen kann“. Diesel-Autos seien keine Dreckschleudern und für das Erreichen der europäischen Klimaschutzziele entscheidend, da sie in Europa einen Marktanteil von 50 Prozent hätten.

Dass in den USA ein Wirtschaftskrieg gegen erfolgreiche deutsche Autokonzerne geführt werde – von solchen Stimmen und Stimmungen hält Wissmann nichts. „Ich glaube an die Korrektheit der amerikanischen Behörden.“ Klar sei aber auch, dass „es eine Anti-Diesel-Lobby gibt, angeführt von einigen Nichtregierungsorganisationen“. Damit könnte Wissmann vor allem die Deutsche Umwelthilfe meinen, die jahrelang die schleppende Nachrüstung von Dieselautos mit Rußfiltern anprangerte und hohe Verbrauchs- und Emissionsabweichungen zwischen Test und realem Fahrbetrieb kritisierte. Die Organisation nimmt aber auch Benziner ins Visier: Vier von sieben getesteten Austauschkatalysatoren erfüllten die Normen nicht, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung. Richard Rother