Aero Flight muss am Boden bleiben

Das Nachfolgeunternehmen der Aero Lloyd erhält keine neue Lizenz. Offenbar gibt es wirtschaftliche Probleme

BERLIN taz ■ Rund 6.500 Kunden, die in den kommenden Wochen mit Flugzeugen der Gesellschaft Aero Flight in den Süden oder nach Osteuropa fliegen wollten, müssen umplanen. Denn die Charter-Airline hat seit gestern keine Betriebsgenehmigung mehr. Rund 5.000 Passagiere, die über Reiseveranstalter wie TUI oder Neckermann ihr Ticket erworben haben, werden nach Angaben des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalterverbandes von den Gesellschaften auf andere Maschinen umgebucht und müssten voraussichtlich keine zusätzlichen Kosten tragen. Die holen sich die Veranstalter in der Regel von der Fluggesellschaft wieder. Die 1.500 direkten Kunden von Aero Flight müssen sich selbst mit dem Unternehmen in Verbindung setzen. „Für gebuchte Leistungen stehen wir gerade“, sagte eine Sprecherin gestern. Auf die Übernahme von möglicherweise notwendigen zusätzlichen Hotelübernachtungen oder Taxikosten wollte sie sich nicht festlegen.

Warum die Lizenz des Unternehmens am Montagabend nicht mehr verlängert wurde, blieb auch gestern unklar. Weder Sicherheitsfragen noch Probleme mit Mitarbeitern seien aber die Ursache gewesen, versicherte die Aeoro-Flight-Sprecherin. Den konkreten Grund nannte sie aber ebenso wenig wie die Behörde. In Branchenkreisen wird nach Angaben von Nachrichtenagenturen vermutet, dass wirtschaftliche Fragen zum vorläufigen Flugstopp führten.

Aero Flight hatte bereits im März diesen Jahres eingeräumt, dass von dem Startkapital von 22 Millionen Euro nur noch 7 Millionen Euro übrig waren. Im Oktober war dann ein neuer Investor bei Aero Flight eingestiegen, dessen Namen jedoch nicht bekannt wurde. Branchenkennern zufolge plante der neue Eigentümer, sich aus dem deutschen Urlaubsgeschäft zurückzuziehen und die Flugzeuge zu vermieten. Dem Luftfahrtbundesamt war das Geschäftsmodell aber offenbar suspekt.

Aero Flight war als Nachfolger von Aero Lloyd gegründet worden, die im Oktober 2003 Konkurs anmelden mussten. Aero-Lloyd-Gründer Bogomir Gradisnik und Insolvenzverwalter Gerhard Walter übernahmen den größten Teil der neuen Airline, in der jedoch nur noch ein Drittel der 1.000 früheren Beschäftigten Arbeit fanden. Ende März 2004 startete der erste Flieger unter dem neuen Namen Aero Flight in Richtung Türkei. Neben Charterflügen für große Reiseveranstalter spezialisierte sich das Unternehmen vor allem auf die im Luftverkehrsjargon „ethnischen Flüge“ genannten Strecken, auf denen Gastarbeiter in ihre Heimatländer fliegen. Aber auch abgeschobene Asylbewerber wurden in den sechs Airbussen von Aero Flight befördert.

Die Fluglinie hat eine Telefon-Hotline für betroffene Passagiere unter der Nummer (0 18 05) 89 92 00 eingerichtet. Der Anruf kostet 12 Cent pro Minute. Kunden aus dem Ausland werden gebeten, unter der Nummer (00 49 61 78) 9 92 00 mit Aero Flight Kontakt aufzunehmen.STEPHAN KOSCH