Zensur­vorwurf

UKRAINE Beliebte Politshow „Schuster live“ wurde abgesetzt

In der Ukraine ist die populäre politische Fernsehshow „Schuster live“ kurz vor Sendebeginn vom landesweiten TV-Sender 1+1 aus dem Programm genommen worden.

Moderator Sawik Schuster machte für die „Zensur“ das Präsidialamt direkt verantwortlich. „Ob Putin, ob Janukowitsch, ob Poroschenko – für mich sind sie alle gleich“, sagte der Polittalker am Samstag. Er stellte den prowestlichen Präsidenten Petro Poroschenko auf eine Stufe mit dessen gestürztem Vorgänger Viktor Janukowitsch und mit Kremlchef Wladimir Putin. In der Ukraine werden am 25. Oktober Kommunalwahlen abgehalten.

Der Fernsehsender begründete die Absetzung der täglichen Show mit der „äußerst gespannten und politisierten“ Lage. Die Stimmung solle nicht noch weiter aufgeheizt werden, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Show konnte kurzfristig zum Nachrichtensender 112 umziehen, dem jedoch seit Juni der Lizenzentzug droht.

In der Sendung warf der Chef der rechtspopulistischen Radikalen Partei, Oleg Ljaschko, der Führung in Kiew politische Verfolgung vor. Seine Partei hatte vor Kurzem nach umstrittenen Verfassungsänderungen die Regierungskoalition verlassen. Ein Abgeordneter der Partei war in dieser Woche verhaftet worden. Gegen fünf weitere Parteimitglieder seien Strafverfahren eingeleitet worden, sagte Ljaschko.

Der Moderator Sawik Schuster ist einer der beliebtesten Fernsehmoderatoren der Ukraine. Der in Vilnius geborene Journalist startete seine Sendung beim russischen Fernsehen, siedelte aber nach der Orangen Revolution 2005 nach Kiew über.

„Schuster live“ moderiert er dennoch weiter auf Russisch und Ukrainisch, was politisch umstritten ist. In einem Interview mit der Novaja Gaseta erklärte er 2008 jedoch, dass man ihm offiziell die Erlaubnis erteilt habe, Russisch zu moderieren hätte. (dpa, taz)