Griechenland bekommt De-facto-Schuldenschnitt

Geld Lange Laufzeiten und niedrige Zinsen der Hilfskredite senken Belastung um die Hälfte

KIEL dpa | Die günstigen Kreditbedingungen für Griechenland wirken wie ein Schuldenschnitt um mehr als die Hälfte. Das haben zwei Forscher vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ausgerechnet. „Der Schuldenerlass, über den diskutiert wird, findet daher längst statt“, heißt es in einem Beitrag der Forscher Salomon Fiedler und Stefan Kooths, der in der Zeitschrift Wirtschaftsdienst veröffentlicht wurde.

Die beiden größten Kreditpositionen Griechenlands sind die Kredite des europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus EFSM und die Kredite der Eurostaaten. Beide zusammen haben Griechenland nominal 184 Milliarden Euro geliehen. Weil dieses Geld aber teilweise erst bis 2054 zurückgezahlt werden muss, schwach verzinst wird und in dieser Zeit nicht für andere Investitionen zur Verfügung steht, ist es aus heutiger Sicht nur 87 Milliarden Euro wert. Sollte die Zahlung weiter aufgeschoben werden, wie oft gefordert, würde sich der Gegenwartswert der Schulden auf 64 oder sogar 55 Milliarden Euro verringern. Das gilt bei einer angenommenen Diskontrate von 5 Prozent, um die jährlich abgezinst wird. Der deutsche Anteil an den Griechen-Schulden beträgt 27 Prozent.