„Zuschauer oder User?“

FILM Am ersten Tag des Bremer Filmsymposiums gibt’s im City 46 ausgerechnet „Indiana Jones“

■ 49, ist seit 10 Jahren Professor an der Uni Bremen und Direktor des Instituts für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik.

taz: Herr Pauleit, welchen Nutzen hat ein fünf Jahre alter Steven-Spielberg-Film für Erkenntnisse zur Gegenwart und Zukunft des Kinos?

Winfried Pauleit: Einen großen, denn der vierte „Indiana Jones“-Teil hat den Begriff „Nuking the Fridge“ geprägt. Er steht seit der Szene, in der jemand eine Atomexplosion überlebt, indem er sich in einem Kühlschrank versteckt, beispielhaft für einen völlig realitätsfernen Moment und darüber enttäuschte Zuschauer. Von denen gab es damals eine Menge. Und Fans, die sich ein anderes Ende vorgestellt haben, haben das dann auch gefilmt und bei Youtube veröffentlicht. Steven Spielberg hat sich tatsächlich bei denen entschuldigt – das alles hat sehr viel mit Intervention und Interaktion zu tun, und das ist etwas Neues.

Ist es das, worüber am Nachmittag die Filmtheoretikerin Janet Staiger reden wird?

Genau. Und insgesamt soll es um um die Frage gehen: Wie verändert sich Zuschauerschaft, kann man überhaupt noch von Zuschauern reden oder angesichts der neuen Medien und der sozialen Netzwerke vielleicht besser von Usern?

Nimmt das Kino Rücksicht auf den Wunsch der ZuschauerInnen nach Intervention?

Masterstudenten der Uni Bremen probieren es aus: Morgen wird der Dokumentarfilm „Why do we go to the movies?“ gezeigt – und gleichzeitig wird der Film in einem zweiten Saal wie eine Art Computerspiel zugänglich sein. Das ist ein Filmprojekt auf Datenbankbasis, das sozusagen nie ein Ende hat. Wir spielen auch mit dem Gedanken, in zwei Jahren eine interaktive Fassade am City 46 zu installieren – von „Screens“ wird der Künstler Wolfgang Weileder am Sonntag erzählen.  Interview: SCHN

Eröffnung: 14 Uhr, City 46