THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben­auf Berlins Bühnen

Heute schauen wir einmal ins Museum. Denn auch da kann Theater stattfinden. Auch wenn man das zunächst nicht vermutet, wenn auf dem Programm Claude Monteverdis Oper „L’Orfeo“ aus dem frühen 17. Jahrhundert steht. Der darin verhandelte Stoff ist die Tragödie des Sängers Orpheus, der seine Geliebte Eurydike verliert, die von einer Giftschlange gebissen wird und stirbt. Orpheus bekommt die Chance, sie aus der Unterwelt zurückzuholen. Und scheitert, weil er von seiner Sehnsucht überwältigt wird und die Auflagen der Götter nicht einhalten kann, die sie an diese Rückholaktion knüpften. Die Regisseurin Su­sanne Kennedy, die ab 2017 zum Team des künftigen Volksbühnen-Intendanten Chris Dercon gehören wird, hat die Oper nun als begehbaren Parcours in Szene gesetzt: auf der Suche nach Eurydike wandert der Zuschauer mit durch die Hölle, die im vorliegenden Fall eine Kleinbürgerhölle ist, aus Duschzellen und Wohnräumen mit scheußlichen Tapeten, Plastikblumen und Sofas. Und gleich einer Reihe von Eurydike-Zombies, die Masken und blonde Perücken tragen und eher den Gummipuppen von Beate Uhse als unseren Sehnsuchtsbildern der Eurydike ähnlich sehen. Von der Ruhrtriennale, wo die Produktion vor ein paar Wochen herausgekommen ist, ist „L’Orfeo – Eine Sterbeübung“ nun in den Martin-Gropius-Bau gewandert und dort seit der vergangenen Woche im Rahmen des Musikfests Berlin zu sehen (Martin-Gropius-Bau: „L’Orfeo. Eine Sterbeübung“, 26. & 27. 9., 10 Uhr bis 19 Uhr. Alle Infos: www.berlinerfestspiele.de).

Frauenbilder und ein scheiternder Neuanfang stehen auch im Zentrum eines neuen Stücks der in Zürich lebenden Schriftstellerin Sibylle Berg, „Und dann kam Mirna“. Es knüpft an das vielgerühmte Vierfrauenstück „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“ an, das zu den Highlights der ersten Gorki-Spielzeit unter Shermin Langhoff zählte. Mirna, das ist die zehnjährige Tochter einer der Protagonistinnen. Im neuen Stück nun werden Kisten gepackt, ein Umzugswagen wird erwartet, der Mutter und Tochter in ein neues Leben transportieren soll – Gelegenheit für eine Fortsetzung der Suaden und Reflexionen über das Leben als Frau im 21. Jahrhundert und überhaupt. Es inszeniert wieder Sebastian Nübling (Gorki-Theater: „Und dann kam Mirna“, Premiere: 24. 9., 19. 30 Uhr).

Aus dem (Arbeits-)Leben von Frauen ist auch der Abend „Das Summen der Montagswürmer“von Tuğsal Moğul und Antje Sachwitz gegriffen, der in dieser Woche wieder auf dem Spielplan des Ballhaus Naunynstraße steht (Ballhaus Naunynstraße: „Das Summen der Montagswürmer“, 24. bis 26. 9., jeweils 20 Uhr).