Betr.: kinotaz nord

A

Abel Ferraras The Blackout USA 1997, R: Abel Ferrara, D: Matthew Modine, Beatrice Dalle, Claudia Schiffer

“Mit „Jekyll und Hyde“ hat Ferrara Matty, die Hauptfigur von „The Blackout“ verglichen - mir kommt er eher vor wie Mr. Hyde ohne Dr. Jekyll. Matty ist ein großer Filmstar, fast immer zugeknallt mit Drogen und Alkohol, ein ständiges Highsein, das nur den Stillstand seiner Beziehungen übertüncht. „The Blackout“macht den Zuschauer zum Beteiligten dieser Selbstzerstörung, dem Mißbrauch des Körpers und den Qualen, die daraus erwachsen. Wo es in „Bad Lieutenant“und „Snake Eyes“immer wieder Momente gab, in denen die Kamera auf Distanz ging, da sitzt sie hier gewissermaßen im Kopf des Protagonisten. Erinnerungsfetzen, montiert aus Überblendungen und Doppelbelichtungen, füllen immer wieder die Leinwand. Dabei demontiert Ferrara alle Sicherheiten, wenn er das „Sex-Symbol“Beatrice Dale nie beim Sex zeigt und Fotomodell Claudia Schiffer mit ihrem Gesundheitstick etwas ganz und gar Unwirkliches hat.“ (epd-film) HH

Adam USA 2009, R: Max Meyer, D: Hugh Dancy, Rose Byrne

„Zuletzt war Hugh Dancy in der für Mädchen inszenierten Komödie „Shopaholic“ zu sehen, als Traumprinz vom Dienst. Auch hier sieht er verdammt gut aus. Von einem Traumprinzen ist der von Dancy gespielte Adam jedoch weit entfernt. Der New Yorker Einzelgänger leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Er ist hochintelligent, aber außerstande, mit Gefühlen umzugehen. Trotzdem verliebt sich seine neue Nachbarin Beth (Rose Byrne aus „Knowing“) Hals über Kopf in den Sonderling. Sie geht das Wagnis einer Beziehung ein, was mitunter in harte Sozialarbeit ausartet und für ein bittersüßes Vergnügen beim Publikum sorgt. So zeigt der Film, wie sehr unsere Kommunikation mit höflichen Andeutungen, Ironie oder Verschweigen arbeitet.“ (Cinema) HB, OS

The Addiction USA 1994, R: Abel Ferrara, D: Lili Taylor, Christopher Walken / Originalfassung mit Untertiteln

“Lili Taylor, vorher schon in „I shot Andy Warhol“ radikale Feministin und Attentäterin, gibt wieder den weiblichen Kamikaze. Als vampiristische Philosophiestudentin Kathleen macht sie sich in „The Addiction“voller Blutdurst daran, Akademiker von der Theorie zur Praxis zu beißen. Für Regisseur Abel Ferrara hat das moderne Blutsaugertum mehr mit den Massenmorden des 20. Jahrhunderts als mit hohläugigen transylvanischen Fürstengeschlechtern zu tun. Auch hier kann Ferrara es nicht lassen, Christus am Kreuz ins Spiel zu bringen. Die Mixtur aus Drogen- und Aids-Metaphern, einer fragwürdigen bis unappetitlichen Opfer/Täter-Rabulistik, Greuelbildern und Massakern und katholischem Sado-Maso wird jedoch nur durch Lili Taylor erträglich.“(taz) HH

Aldi - Mutter aller Discounter Deutschland 2009, R: Rasmus Gerlach

„Der erste längere Film über den Aldi-Konzern der öffentlichkeitsscheuen Brüder Karl und Theo Albrecht anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Firma. Dabei nähert sich der Film vorsichtig der Realität des Discounters an, der heute in 17 Ländern tätig ist und längst dafür bekannt ist, dass er seine Mitarbeiter nicht gerade mit Samthandschuhen anfasst und auch nicht gerade als gewerkschaftsfreundlich gilt.“ (Metropolis) HH

All inclusive USA 2009, R: Peter Billingsley, D: Vince Vaughn, Jason Bateman

„Vier Mittelstandspaare fahren in eine Art Robinson Club für Ehen in der Krise. Drei von ihnen wollen nur Urlaub machen, müssen aber auch am Therapieprogramm teilnehmen. Was folgt, ist Dauergequatsche über Beziehungsprobleme. Ohne Sinn, ohne Dramaturgie - und ohne Lösung. Am Ende kommen sich die zerstrittenen Paare beim Ausflug auf eine Ferieninsel für Singles wieder näher. Abspann.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, KI, OS

The American Astronaut USA 2001, R: Cory McAbee, D: Cory McAbee, Rocco Sisto / Originalfassung ohne Untertitel

„Das Science-Fiction-Musical „The American Astronaut“ des New Yorker Underground-Filmemachers und Musikers Cory McAbee sorgte 2001 auf den einschlägigen Filmfestivals für Aufsehen und gewann etliche Preise. Nach einer längeren Pause ist der Macher dieses Meisterwerks nun mit einem weiteren, äußerst kuriosen Projekt zurück. In seinem ersten Spielfilm geht Cory McAbee seiner Vorliebe für verworrene Geschichten und der Vermischung unterschiedlicher Genres, wie Western, Sci-Fi und Musical nach, die er gleichzeitig dekonstruiert und zelebriert. Natürlich nicht ohne eine gehörige Portion Trash.“ (b-movie) HH

Der andere Junge Deutschland 2007, R: Volker Einrauch, D: Willi Gerk, Andrea Sawatzki

„Ein halbwüchsiger Junge terrorisiert einen anderen, die Familien sind befreundet, die Väter Konkurrenten am Arbeitsplatz. Dann tut sich der Boden auf, alle Sicherheit zerbricht. Schauspielerisch enorm dicht, gut gebaut, ohne Schnörkel und meisterlich inszeniert, die Dialoge beklemmend glaubhaft entfaltet sich ein Drama von geradezu griechisch-antiker Wucht. Eine reife Leistung, absolut sehenswert. Muss ins Kino.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) HH

Antichrist Dänemark/Deutschland 2009, R: Lars von Trier, D: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg

„In seinem jüngsten Film „Antichrist“ stellt Lars von Trier alle Zeichen auf Schock. Die Bilder sind düster, verwunschen und rätselhaft, sodass man den Film weniger realistisch denn als Tour de Force durch eine Psyche in Not verstehen möchte. Horrorfilm und Psychodrama verschränken sich, Szenen großer Tragik kippen ins Komische. Im Mittelpunkt ein Paar - gespielt von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe -, das sich nach dem Tod seines drei Jahre alten Sohnes in eine Waldhütte zurückzieht. Ein Parforceritt - mit einem Problem: Lars von Trier fährt so viele Geschütze auf, bringt so viele große Fragen ins Spiel und ist so idiosynkratisch in seinen ästhetisch-moralischen Entscheidungen, dass es schwer fällt, ihm bedingungslos zu folgen.“ (taz) HH, SN

Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte Deutschland 2009, R: Birgit Schulz

„Der Dokumentarfilm über Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler verfolgt den Werdegang der drei Advokaten von ihrem gemeinsamen Engagement als RAF-Anwälte in den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. Die einstigen Gesinnungsgenossen hat es in unterschiedliche politische Lager verschlagen. Mittels Interviews und anschaulichem Archivmaterial werden dabei drei deutsche Politkarrieren nachgezeichnet, die ein Schlaglicht auf die Zeitgeschichte werfen. Horst Mahler, der vom linken ins rechtsextreme Lager wechselte, fesselt als unbelehrbarer fanatischer Wirrkopf die Aufmerksamkeit der Zuschauer am meisten.“ (Rheinischer Merkur) HH

Arthur und die Minimoys 2 - Die Rückkehr des Bösen Frankreich 2009, R: Luc Besson, D: Freddie Highmore, Mia Farrow

„Das zweite Abenteuer des menschlichen Jungen Arthur in der animierten Fantasy-Welt der Minimoys bietet pompöse Schauwerte, unattraktive Figuren und keine Geschichte, die auch noch mittendrin aufhört. Ein dritter Teil ist angedroht.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

B

Barry Lyndon Großbritainien 1975, R: Stanley Kubrick, D; Ryan O‘Neal, Marissa Berenson

“Mitte des 18. Jahrhunderts: Nach Kriegsdienst in der englischen und der preußischen Armee per Heirat in die höchsten Gesellschaftskreise aufgestiegener junger Ire scheitert durch Skrupellosigkeit und kehrt schließlich verarmt und als Krüppel in seine Heimat zurück. Kubricks konsequenter Stilwille und der bis ins Detail künsterlisch kontrollierte Aufwand machen diesen Film zu einem großen, vielschichtigen Zeitportrait, in dem sich private und gesellschaftliche Dimensionen nahtlos verbinden.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

“Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH

C

Calendar Armenien/USA/Deutschland 1993, R: Atom Egoyan, D: Arsinée Khanjian, Ashot Adamian / Originalfassung mit Untertiteln

“Ein kanadischer Fotograf armenischer Abstammung reist mit seiner Frau nach Armenien, wo er für einen Kalender 12 historische Kirchen fotografiert. Ein Reiseführer begleitet die beiden durch die unberührten Landschaften. Wieder zuhause betrachtet der Fotograf den auf Video festgehaltenen Zerfall der Beziehung zu seiner Frau, die offensichtlich in Armenien blieb. Im Lauf des Kalenderjahres versucht der Fotograf seiner Frau Briefe zu schreiben und lädt in einem allmonatlich wiederkehrenden Ritual jedesmal eine andere Frau zu sich, denn die Gegenwart dieser Frauen und der Klang ihrer fremden Stimmen sollen ihn inspirieren. In diesem Film macht der Autor die Frage von kultureller Bindung und privater Trennung an verschiedenem Bild- und Tonmaterial, von Fotografie bis zu Video, fest.“ (tip) HB

Cremaster Cycle 4 & 5 USA 1999, R: Matthew Barney / Originalfassung mit Untertiteln

“Der US-Bildhauer, Regisseur und Schauspieler Matthew Barney drehte die insgesamt fünf filmischen Kapitel nicht chronologisch, sondern so, wie die von ihm als ,mythologisch‘ bezeichneten Drehorte zur Verfügung standen. Barneys Methode, den menschlichen Körper als skulpturales Werkzeug im Raum einzusetzen, gilt als grundlegende Fortschreibung der Kunst des 20. Jahrhunderts. Matthew Barney lebt und arbeitet in New York und ist mit der isländischen Sängerin Björk liiert.“ (taz) HB

D

Disney‘s Eine Weihnachtsgeschichte USA 2009, R: Robert Zemeckis, D: Jim Carrey

„Wenn schon Dickens mit drastischen Effekten nicht sparte, der neue Film geht weiter: Er benutzt ausführlich den Lieblingskniff zeitgenössischen Kids-Entertainments: die rasende Bewegung. Während Scrooge im Buch versucht, das Licht, das einer der Geister verströmt, mit einem Auslöscher für Kerzen zu tilgen – das Licht breitet sich natürlich ungerührt aus –, befreit sich der helle Schein in der jetzigen Kinoversion mit solcher Macht, dass Scrooge gleich ins Weltall fliegt.“ (Die Presse) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

F

Final Destination : The Death Trip USA 2009, R: David R. Ellis, D: Krista Allen, Nick Zano

„Der neuerliche Aufguß der Final Destination-Reihe ist alles andere als originell. Das »Malen nach Zahlen«-Schema tauscht bloß Initiationsunfall und Todesarten der späteren Opfer aus, ansonsten erzählt „Final Destination 4“ die altbekannte Mär von ein paar Schablonencharakteren, die dem Tod von der Schippe springen und dann nach und nach bei bizarren Unfällen dran glauben müssen. Immerhin nutzt der Film von David R. Ellis die 3D-Technologie ausgiebig, um dem Zuschauer etwas fürs Geld zu bieten, was vor allem in der gelungenen Auftaktsequenz für Stimmung sorgt, doch schnell wünscht man sich, daß das Drehbuch zumindest ansatzweise soviel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ (schnitt.de) HB, OL

(500) Days of Summer USA 2009, R: Marc Webb,D: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel

„(500) Days of Summer“ zerreißen dem Grußkarten-Texter Tom fast das Herz: Summer heißt Toms neue Kollegin, in die er sich hoffnungslos verliebt. Ein Gefühl, das nur bedingt erwidert wird. Zwar gehen die beiden Endzwanziger schnell miteinander ins Bett und zu Ikea, beide zelebrieren ein sympathisches Semi-Hipstertum in Downtown Los Angeles. Doch ihre Beziehung scheitert, wie Regisseur Marc Webb gleich zu Beginn des Films verrät. In virtuos montierten Rückblenden zeigt der Kino-Debütant, warum Tom und Summer nicht so seelenverwandt sind, wie der junge Mann glauben will. Webb und seinen Drehbuchautoren gelingt das Kunststück, die Leiden ihres Helden anrührend und komisch zugleich darzustellen. „(500) Days of Summer“ ist Hollywoods wohl raffinierteste romantische Komödie des Jahres, und ein bisschen Trost gegen Liebeskummer spendet sie auch: Jede Summer geht einmal vorbei.“ (Der Spiegel) H

G

Gangs Deutschland 2008, R: Rainer Matsutani, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle

„Ein Teenager, Mitglied einer Berliner Gang, wird durch seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, in gefährliche Konfrontationen mit anderen Gangs verwickelt. Gleichzeitig verliebt er sich in eine Tochter aus gutem Hause. Blutleer-synthetischer Film um jugendliche „Bad Boys“, der Klischees und Posen des Genres variiert, aber weder mit guten Darstellern noch mit einer originellen Handlung aufwartet und auch kein Gespür für sein Berliner Setting erkennen lässt.“ (filmdienst) HB

Gesetz der Rache USA 2009, R: F. Gary Gray, D: Gerard Butler, Jamie Foxx

„Als der Mörder seiner Familie von der Justiz verschont wird, erklärt ein verzweifelter Einzelkämpfer dem Rechtssystem der USA den Krieg. Gerard Butler (“300“) und Jamie Foxx (“Operation Kingdom“) liefern sich ein perfides Katz-und-Maus-Spiel“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

G-Force - Agenten mit Biss USA 2009,R: Hoyt Yeatman jr.,D: Bill Nighy, Will Arnett

„Effektkonzentriert, actionlastig, massentauglich - auch wenn Jerry Bruckheimer kinderkompatibles Entertainment produziert, bleibt er seinen Blockbustermaximen treu. Die 3D-Real-Animationsfilm-Mischung schickt Meerschweinchenspione auf Weltrettungsmission und versucht dabei, vor allem mit Oberflächenreizen vergessen zu lassen, dass es sich um einen sinnentleerten Formelfilm handelt.“ (tip) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Das große Rennen Irland/Deutschland 2009, R: André F. Nebe, D: Niamh (filmdienst)McGirr, Colm Meaney

„In den 90er-Jahren drehte Colm Meaney regelmäßig mit Stephen Frears (“Die Commitments“, „Fisch & Chips“, „The Snapper“). In André F. Nebes Regiedebüt spielt er einen verarmten irischen Bauern, dessen Tochter unbedingt an einem Seifenkistenrennen teilnehmen will. Ein zeitlos schöner Kinderfilm, der durch seine einfache Geschichte und den erfrischenden Charme seiner jungen Darsteller besticht.“ (Cinema) BS, HH, LG

Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß Deutschland 2009, R: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger

„Während sich Günter Wallraff in den Somalier Kwami Ogonno verwandelt - oder besser: schwarz angesprüht wird, die Maskerade wirkt ein wenig halbherzig -, sagt er: „Jede Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie auf Fremde reagiert. “Der Filmtitel „Schwarz auf weiß“ pointiert Wallraffs Ansatz: Ob bei den Fußballfans in Cottbus, einer Wandergruppe in Gummersbach oder einfach irgendwo auf der Straße - Wallraff sucht permanent die Gesellschaft, die ihn nicht will, und dokumentiert deren Ablehnung in Bildern grenzenloser Einsamkeit. Doch hat er es nicht allein auf den offenen, unverhohlenen Rassismus abgesehen - beleidigen, wegsetzen, anpöbeln -, sondern auch auf den unterschwelligen, verdrucksten, der sich hinter aufgeklärt klingenden Vokabeln wie „Mentalität“ verbirgt oder hinter den in Deutschland so beliebten „Vorschriften“.“ (taz) HH

H

Hachiko USA 2009, R: Lasse Hallström, D: Richard Gere, Joan Allen

„Ein Professor, dessen Tochter gerade von zu Hause ausgezogen ist, nimmt sich eines Akita-Welpen an. Zwischen Hund und Herrchen entwikkelt sich eine innige Beziehung, die auch mit dem Tod des Professors nicht endet. Noch Jahre später läuft der Hund Tag für Tag zum Bahnhof und wartet auf dessen Rückkehr. Betuliches Melodram nach einem japanischen Spielfilm von Kaneto Shindô (1987). Nur ansatzweise scheinen im Hintergrund die existenziellen Dimensionen des Stoffs auf.“ (filmdienst) FL, GÖ, H, HB, HH, LG, OS

Helen Deutschland/Kanada/USA/Großbritannien 2008, R: Sandra Nettelbeck, D: Ashley Judd, Goran Visnjic

„Ashley Judd (“Doppelmord“) brilliert in der Rolle einer Musikprofessorin, die vor den Augen ihrer hilflosen Familie eine schwere Depression durchlebt. Der deutschen Regisseurin Sandra Nettelbeck (“Bella Martha“) gelingt das nahezu Unmögliche: Ihr in Kanada gedrehter Film ist so spannend wie ein Thriller und klärt über die immer noch unterschätzte Krankheit auf, ohne belehrend zu sein.“ (Cinema) H, HB, HH, LG, OS

I

Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz

„Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) HH

K

Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte USA 2009, R: Michael Moore / Originalfassung mit Untertiteln

„Dokumentarfilm von Michael Moore, der das Wirtschaftssystem der USA angreift und das immer extremere Auseinanderklaffen der sozialen Schere zwischen Arm und Reich anhand aktueller sozialer Ungerechtigkeiten im Zuge der weltweiten Finanzkrise, aber auch im Blick auf ökonomische und politische Entwicklungen seit den 1960er-Jahren anprangert. Der Filmemacher präsentiert seine polemische Kritik einmal mehr als Mischung aus Interviews, Reportage, populistischer Satire und Sentiment, ohne allerdings eine überzeugende Argumentationslinie zu finden. Eher oberflächlich bleibt so auch der Optimismus, in den der Film mit Blick auf den Regierungswechsel hin zu Präsident Obama mündet.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL

Die Kinder des Monsieur Mathieu Frankreich/Schweiz 2004, R: Christophe Barratier, D: Gérard Jugnot, Francois Berleand

“‘Die Kinder des Monsieur Mathieu‘ sind schwer erziehbare Jungen in einem französischen Internat Ende der vierziger Jahre. Doch der neue Musiklehrer Clément Mathieu bändigt die Bande: mit einer Stimmgabel. Amüsant beschreibt Regisseur Christophe Barratier, wie sich Rüpel in Sängerknaben verwandeln.“ (Der Spiegel) HB

Kuddelmuddel bei Pettersson & Findus Schweden/Deutschland/Dänemark 2009, R: Jorgen Lerdam

„Kater Findus träumt davon, endlich groß zu sein - ein Wunsch, der auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung geht. Der vierte Kinofilm verbindet bekannte Geschichten (“Wie Findus zu Pettersson kam“) und neue Episoden zu einer liebenswerten, kindgerecht animierten Handlung, die auch die kleinsten Kinogänger nicht überfordert.“ (Cinema) BS, H, HB, HH, KI, OL, OS

Küss den Frosch USA 2009, R: Ron Clements, John Musker

„Prinzessin Tianna ist eigentlich Kellnerin in New Orleans und der Prinz ist pleite. Und überhaupt müssen beide den größten Teil von Ron Clements‘ und John Muskers traditionellem Zeichentrickmusical als verzauberte Frösche verbringen. Dass Tianna überdies die erste afroamerikanische Disney-Heldin ist, macht der Film allerdings nicht zum Thema, sondern präsentiert stattdessen ein Südstaaten-Amerika der 1920er Jahre, in dem es weder Segregation noch Rassismus gibt. Eine Chance wurde hier vertan.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

L

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Niani Deutschland 2009,R: Piet de Rycker

„Laura fliegt mit ihren Eltern zum Neujahrsfest nach China, wo sie zusammen mit der gleichaltrigen Ling-Ling ein aufregendes Abenteuer erlebt. Die liebevoll gestalteten Animationen und die Pianoklänge des Chinesen Lang Lang verzaubern nicht nur die kleinen Zuschauer, sondern auch ihre Eltern. Für die jüngsten Laura-Fans ist die aufregende und in manchen Szenen sogar recht unheimliche Handlung dagegen kaum geeignet.“ (Cinema) H, HB, HH, OS

Liebe Mauer Deutschland 2009, R: Peter Timm, D: Maxim Mehmet, Felicitas Woll

„Schon der dämliche Titel suggeriert: die Komödie von Peter Timm (“Go Trabbi Go“) surft auf der Jubiläumswelle zum Mauerfall. Die Liebesgeschichte zwischen DDR und BRD versucht Stasi und CIA auszutricksen, hat jedoch wenig Potential. Fade Gags, dünne Story, dafür Nachhilfeunterricht über Grenzkontrollen und Sättigungsbeilagen.“ (tip) HH, OS

Liebeslied Deutschland 2008, R: Anne Høegh Krohn, D: Nicolette Krebitz, Jan Plewka

„Das Leben der Kassiererin Dinah (Nicolette Krebitz) gerät aus den Fugen, als ihr Mann (Jan Plewka) an Parkinson erkrankt. Immer dann, wenn es besonders dramatisch wird, fangen die Darsteller an zu singen. Doch die von Selig-Sänger Plewka geschriebenen Schlagertexte (“Und wenn die Welt zerbricht, ich liebe dich, du bist mein Licht“) sind noch banaler als die klischeehafte Handlung.“ (Cinema) HH

Lippels Traum Deutschland 2009, R: Karl Alexander Seidel, Anke Engelke

„Während sein Vater auf einer Geschäftsreise ist, sieht sich der elfjährige Lippel dem strengen Regiment der neuen Haushälterin ausgesetzt. Er träumt sich in die Märchenwelt des alten Orients hinein, wo er lauter Doppelgängern der Menschen aus seinem Alltag wieder begegnet und einem Geschwisterpaar hilft, die schurkischen Pläne ihrer Tante zu vereiteln. Ein Plädoyer für die Mut machende Kraft der Träume nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar.“ (hip) BS, HB, HH, KI

Looking for Eric Großbritannien 2009, R: Ken Loach, D: Steve Evets, Eric Cantona

„Er ist ganz unten. Seine zwei Ehen sind gescheitert, seine Stiefsöhne verachten ihn, nur die Liebe zum Fußball ist ihm geblieben, doch auch die lässt nach. Bis aus heiterem Himmel die Rettung naht - in Gestalt seines Fußballidols Eric Cantona. Nach den bedrückenden Dramen „It‘s a Free World“ und „The Wind That Shakes the Barley“ hat Ken Loach einen einen entspannten Film über die Kraft der Fantasie und die Solidarität der Herzen gedreht.“ (Cinema) GÖ, HB, HH

Lust auf Sumo Japan 1992, R: Suo Masayuki, D: Motoki Masahiro, Shimizu Misa / Originalfassung mit Untertiteln

„Professor Anayama setzt seinen Studenten Yamamoto unter Druck: Entweder tritt er dem Sumo-Klub bei oder er fällt durch die Examensprüfung. Anayama selbst war einmal ein großer Sumo-Champion, doch verkümmert sein geschätzter Klub immer mehr. Nur mit einer neuen Mannschaft könnte er weiter bestehen. Zusammen mit der hübschen Klub-Managerin Kawamura bearbeitet er Yamamoto solange, bis ein Team zusammengestellt ist. Schon bald besinnt sich das Team auf seine Stärken, auch wenn diese manchmal weiblich sind. 1992 war ein großes Sumo-Jahr in Japan, was Masayukis Film auf unterhaltsame und humorvolle Weise aufgreift und dabei einen Einblick in die Welt des Sumo gibt.“ (Japanisch-Deutschen Kulturinitiative) HB

M

Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander

„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) HB

Mitgefühl, Weisheit und Humor Deutschland/Niederlande 2009, R: Boris Penth

„Dokumentarfilm über den Buchautor und Lehrer Sogyal Rinpoche, der einem westlichen Publikum den Buddhismus zu vermitteln versucht. Das Porträt krankt an der allzu kritiklosen Verehrung Rinpoches, wie die Dokumentation überhaupt eher wie eine „Light“-Variante der östlichen Religion wirkt. Von der Tiefendimension des Buddhismus ist so wenig zu spüren wie von Spannungen, die mit der Übertragung buddhistischer Ansätze auf westliche Lebenswelten einhergehen.“ (filmdienst) H, HH

N

Neseli Hayat - Das fröhliche Leben des Riza Senyurt Türkei 2009, R: Yilmaz Erdogan, D: Büsra Pekin, Yilmaz Erdogan

„Komödie um einen Muslim, der sich als Weihnachtsmann verdingt.“ (tip) BHV, H, HB, HH, KI, OS

New in Town USA/Kanada 2009, R: Jonas Elmer, D: Renée Zellweger, Harry Connick jr.

„Eine junge Karrierefrau aus Miami wird ins kalte Hinterland von Minnesota geschickt, um eine Fabrik gewinnbringend umzustrukturieren, was vor allem Entlassungen bedeutet. Entsprechend unterkühlt ist das Verhältnis zwischen der alerten Managerin und den provinziellen „Eingeborenen“, bis ein bodenständiger Gewerkschaftsfunktionär das Herz der neuen Chefin erobert. Schablonenhafte romantische Komödie mit lieblos entworfenen Figuren. Die klischeehafte Geschichte wird mit einem sozialkritischen Thema bemäntelt; an der Lebenssituation der Protagonisten ist der Film aber nicht interessiert.“ (filmdienst) BS, H, KI, OS

New Moon - Biss zur Mittagsstunde USA 2009, R: Chris Weitz, D: Kriaten Stewart, Robert Pattinson

„„New Moon - Biss zur Mittagsstunde“ schreibt die Romanze zwischen der liebeskranken Schülerin Bella und ihrem schwermütigen Vampir-Freund Edward fort. In der zweiten Adaption der Bestseller-Reihe von Stephenie Meyer können dem Regisseur Chris Weitz die Gefühle nicht groß genug sein. Wie in „Romeo und Julia“ scheinen die Liebenden aufgrund ihrer Herkunft nie zusammenkommen zu können. Der Verzicht auf jegliche Ironie, für Erwachsene schwer zu ertragen, unterscheidet „New Moon“ von den zahllosen romantischen Komödien der letzten Zeit. Seit Jahren hat kein Film seinen jugendlichen Zuschauern mehr so stark das Gefühl vermittelt, in all ihrem Sehnen und Schmachten ernst genommen zu werden.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Niko - Ein Rentier hebt ab Finnland/Dänemark 2008, R: Michael Hegner

„Die (vornehmlich) finnische Animationsproduktion erzählt von einem kleinen Rentier, das seinen ihm unbekannten Vater in der Schlittentruppe des Weihnachtsmannes vermutet, und sich auf den Weg macht, ihn zu suchen. Design und CGI-Animation des Films wirken recht attraktiv, doch der für kleine Zuschauer gedachte Film vermittelt sich vornehmlich über massive Bedrohungsszenarien - und die bösen Wölfe, die Niko verfolgen, wirken wirklich bedrohlich.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Ninja Assassin USA/Deutschland 2009, R: James McTeigue, D: Naomie Harris, Randall Duk Kim

„Der Plot ist schnell erzählt: vom mysteriösen Ozuno-Clan in einem abgelegenen Waisenhaus zum perfekten Killer ausgebildet, wendet sich der junge Raizo von seinen Peinigern ab, als diese kaltblütig seine Freundin hinrichten. In Berlin verbündet er sich mit der Europol-Agentin Mika Coretti , um sich an seinem Clan zu rächen, der ihm bereits dicht auf den Fersen ist. Regisseur James McTeigue (“V wie Vendetta“) hat einen visuell ungewöhnlichen, wenn auch drastischen Genrefilm gedreht, der klassische Ninja-Elemente ins 21. Jahrhundert transportiert. Die großen Schwächen von „Ninja Assassin“, der komplett in Berlin und Babelsberg gedreht wurde, sind die teilweise aberwitzigen dramaturgischen Tricks und (zumindest in der deutschen Synchronfassung) die größtenteils haarsträubend einfältigen Dialoge.“ (Cinema) BHV, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

Nokan - Die Kunst des Ausklangs Japan 2008, R: Yôjirô Takita, D: Masahiro Motoki, Tsutomu Yamazaki

„Ein arbeitsloser Cellist kehrt mit seiner Frau in seine Heimatstadt im Norden Japans zurück, wo er einen Job bei einem Bestattungsunternehmen findet, der lukrativ, aber gesellschaftlich geächtet ist. Trotz zahlreicher äußerer wie innerer Widerstände erkennt er in der rituellen Aufbahrung des Leichnams eine Berufung, da die würdevolle Zeremonie eine heilsame Wirkung auf die Hinterbliebenen ausübt. Mit Hilfe einer ins Slapstickhafte spielenden Komik bricht der Film zunächst Berührungsängste vor dem Thema Tod auf und rundet sich dann zur ruhig erzählten, berührenden Reflexion über das Sterben als Teil des Lebens, die Suche nach innerem Frieden und der Aussöhnung mit dem persönlichen Schicksal.“ (filmdienst) BS, HB, HH

O

Oben USA 2009, R: Peter (Pete) Docter

„Ein alter Mann bricht mitsamt seinem Haus in das größte Abenteuer seines Lebens auf. Mit diesem wunderschönen modernen Märchen haben sich die Trickser von Pixar selbst übertroffen. Die in San Francisco beheimatete Firma Pixar liefert ja schon seit 1995 regelmäßig Trickhighlights. Mit „Toy Story“ fing es an, viele ihrer weiteren Produktionen wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“ oder zuletzt „Wall-E“ wurden moderne Klassiker. Aber „Oben“ toppt sie alle. Diesem grandiosen Abenteuermärchen gelingt es, die Zuschauer gewissermaßen intravenös an das Gefühlsleben seiner Figuren anzuschließen. Ein Effekt, der schon in der Normalfassung prima funktioniert, aber in der 3-D-Version noch intensiver wirkt.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, HL,OL, OS

Das Orangenmädchen Norwegen/Deutschland/Spanien 2009, R: Eva Dahr, D: Annie Dahr Nygaard, Mikkel Bratt Silset

„Der 18-jährige Georg interessiert sich vor allem für weit entfernte Sterne und Planeten. Diese Leidenschaft verbindet ihn mit seinem früh verstorbenen Vater - eine schmerzhafte Erinnerung, die er aus seinem Gedächtnis gelöscht hat, bis er zum Geburtstag einen Brief erhält, in dem der Vater von seiner Liebe zu einem mysteriösen Orangenmädchen berichtet. Der märchenhafte, in einfachen Bildern erzählte Film basiert auf einem Roman von Jostein Gaarder (“Sophies Welt“).“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL

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Die Päpstin Deutschland 2009, R: Sönke Wortmann, D: Johanna Wokalek, David Wenham

„Diese spektakuläre Story erzählt Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern“) in seinem historischen Monumentalepos „Die Päpstin“, das auf dem gleichnamigen Bestseller der US-Autorin Donna Woolfolk Cross basiert. Es ist die Geschichte einer frühen Jeanne d‘Arc, einer unerschrockenen Kämpferin gegen verkrustete Machtverhältnisse und bigotte Autoritäten. In Johanna Wokalek, der Gudrun Ensslin aus „Der Baader Meinhof Komplex“, hat Wortmann seine ideale Johanna von Ingelheim gefunden. Sie verkörpert die Figur mit der nötigen Mischung aus emanzipatorischem Ehrgeiz, Stolz und Verletzlichkeit.“Die Päpstin“ ist ein spannendes, atmosphärisch stimmiges Kinoerlebnis, dem man die Handschrift eines Regisseurs mit Blick für stilsichere Details und straffe Handlungsführung ansieht.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Paranormal Activity USA 2007, R: Oren Peli, D: Mark Fredrichs, Katie Featherston

„Man kann verstehen, warum der für eine Handvoll Dollar gedrehte Schocker zum Must-See-Movie für US-Teenager avancierte. Zunächst einmal stellt er eine aufregende Abwechslung zwischen all den Hochglanz-Hollywood-Produktionen dar, die in den Vorortkinos gezeigt werden. Und dann leben die Hauptfiguren Katie und Micah genau wie Millionen ihrer Landsleute. Ihr Alltag zwischen Flachbild-TV und Kühlschrank ist so normal, dass jede Abwechslung eine Bereicherung darstellt - und sei es durch einen Hausgeist. Der wiederum kommt langsam, aber gewaltig.Bis zum Finale, das nach Horrorfilmmaßstäben den einzigen wirklichen Schock präsentiert, erlebt man die Angst des jungen Paares wie seine eigene. Gerade weil Katie und Micah so normal sind.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Planet 51 USA 2009, R: Jorge Blanco

„In seiner Ästhetik von einem amerikanischen Produkt nicht zu unterscheidender spanischer Computeranimationsfilm um einen US-Astronauten, der auf einem fernen Planeten eine Welt entdeckt, in der es aussieht wie im Amerika der 1950er Jahre. Die Paranoia der Einheimischen führt zu diversen Verfolgungsjagden, die Freundschaft zum jungen Lem rettet Chuck.“ (tip) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

R

Rosen für den Staatsanwalt Deutschland 1959, R: Wolfgang Staudte, D: Walter Giller, Martin Held

“Mit dem Engagement seiner frühen Nachkriegsfilme schilderte Wolfgang Staudte 1959 die Geschichte eines unbelehrbaren Nazi-Richters, der von einem Straßenhändler, den er kurz vor Kriegsende wegen einer Nichtigkeit zum Tode verurteilt hatte, entlarvt wird.“ (Frankfurter Rundschau) H

S

Saw VI USA 2009, R: Kevin Greutert, D: Shawnee Smith, Tobin Bell

„Foltermeister Jigsaw rächt sich zwei Folgen nach seinem Krebstod an seiner Krankenversicherung. „Saw VI“ bleibt dem ausgelutschten Erfolgsrezept der Serie treu. Der recht originell anmutende Plot ist nicht mehr als ein hilfloser Rechtfertigungsversuch für eine erneut spannungsarme Aneinanderreihung von hektisch geschnittenen Verstümmelungsszenarien.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die Schachspielerin Frankreich 2009, R: Caroline Bottaro, D: Sandrine Bonnaaire, Kevin Kline

Die Ehefrau und Mutter Hélène arbeitet als Zimmermädchen auf Korsika. Sie räumt ein Hotelzimmer auf, auf dessen Balkon ein Paar ins Schachspiel vertieft ist. Hélène bewundert die elegante Frau, die das Spiel gewinnt, und schenkt ihrem Mann zum Geburtstag ein elektronisches Schach in der Absicht, das Spiel selbst zu erlernen. Doch weil sie alleine keine Fortschritte macht, bittet sie den Engländer Dr. Kröger, in dessen Haus sie putzt, ihr Lehrer zu werden. Für Hélène öffnet sich eine neue Welt, die ihr Ansehen und Selbstverwirklichung verheißt. Sandrine Bonnaire überzeugt in diesem vergnüglichen Emanzipationsdrama einer einfachen Frau, die das Schachspielen lernt. (cinefacts) H

Seelenvögel Deutschland 2009, R: Thomas Riedelsheimer

„Der deutsche Dokumentarfilm begleitet Kinder und Jugendliche, die an Krebs leiden, wobei vor allem drei junge Patienten im Mittelpunkt des ergreifenden Films stehen, deren Krankheitsverläufe mittels Parallelmontagen nebeneinander gestellt werden. Dabei wird den Patienten, aber auch ihren Eltern Raum gegeben, um über ihr Erleben, ihre Ängste und Hoffnungen zu reden. Trotz etwas aufdringlich mystifizierender Zwischenschnitte auf Bilder, die das Werden und Vergehen in der Natur zeigen, entsteht daraus ein mutmachender Film, der vor allem durch den unbändigen Lebenswillen der Protagonisten überzeugt.“ (Rheinischer Merkur) HB

66/67 - Fairplay war gestern Deutschland 2009, R: Jan Christoph Glaser & Carsten Ludwig, D: Fabian Hinrichs, Christoph Bach

„Sechs Freunde treffen sich regelmäßig zu den Spielen von Fußball-Drittligist Eintracht Braunschweig. Obwohl sie dem Flegelalter längst entwachsen sind, verprügeln sie dort gegnerische Fans. Statt auf eine spannende Geschichte konzentriert sich der Film auf seine Charaktere. Doch Männer, die sich weigern, erwachsen zu werden, sind nicht besonders interessant.“ (Cinema) BS

So finster die Nacht Schweden 2008, R: Tomas Alfredson, D: Lina Leandersson, Kare Hedebrant

“,So finster die Nacht‘ , so groß ist die Liebe zwischen dem zwölfjährigen Außenseiter Oskar und der kleinen Vampirin Eli. In den klaren Bildern eines klirrend kalten schwedischen Winters schildert Regisseur Tomas Alfredson die Gewaltexzesse des Blutsaugens - aber auch die Traurigkeit eines Mädchens, das uralt ist und doch nie erwachsen werden kann. Die mit Spezialeffekten angenehm sparsam umgehende Verfilmung einer Erzählung von John Ajvide Lindqvist erinnert daran, wie gruselig die ersten sexuellen Erlebnisse und wie beglückend die Befreiungsschläge aus der Beklommenheit der späten Kindheit waren. Mit seiner naturalistischen Wucht ist dieser Vampirfilm ein Gegenentwurf zu der anämischen Verfilmung von Stephenie Meyers Blutsauger-Bestseller „Biss zum Morgengrauen“, die in den USA allein am Startwochenende 70 Millionen Zuschauer hatte. „So finster die Nacht“ hätte mindestens so viele Fans verdient, wird sie aber wohl nie finden.“ (Der Spiegel) HH

Der Solist USA 2009, R: Joe Wright, D: Jamie Foxx, Robert Downey jr.

Man kann durchaus fragen, wer der titelgebende Solist eigentlich ist. Auf den ersten Blick ist es natürlich der obdachlose Nathaniel Ayers, der auf den Straßen von Los Angeles seine zweisaitige Geige spielt und dabei von dem Journalisten Steve Lopez gefunden wird. Doch auch dieser spielt ja auf seiner Schreibmaschine virtuose Soli, die als Kolumnen veröffentlicht das Leben von Nathaniel Ayers radikal verändern. Zwischen dem musikalischen Wunderkind mit schizophrenen Schüben und dem zu einer festen Bindung unfähigen Intellektuellen entwickelt sich eine Beziehung, die zum Glück nicht den Erzählmustern eines Hollywoodfilms folgt. Ayers wird nicht der gefeierte Liebling der Musikwelt und Lopez wird kein Gutmensch. Genau diese Unberechenbarkeit des Schicksals macht den Film so spannend. (hip) BS, GÖ, H, HB, HH, OL, OS

Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu

„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) BS, GÖ, H

Die Standesbeamtin Schweiz 2008, R: Micha Lewinsky, D: Marie Leuenberger, Dominique Jann

„Eine Standesbeamtin, die längst den Glauben an ihren Beruf und auch an die Ehe verloren hat, soll ausgerechnet jenen Mann vermählen, mit dem sie einst in einer Band spielte und den sie schon immer anhimmelte. Sie beißt in den sauren Apfel, letztlich fordert das Gefühl aber sein Recht ein. Eine gut gelaunte und inszenierte Komödie, die zwar ein wenig zu vorhersehbar ist, was aber die überzeugenden Darsteller, allen voran die einprägsam-markante Hauptdarstellerin, spielend wett machen.“ (filmdienst) GÖ, KI

Stille Hochzeit - Zum Teufel mit Stalin Rumänien/Frankreich/Luxemburg 2008, R: Horatiu Malaele, D: Meda Andreea Victor, Alexandru Potocean

„Die Hochzeit von Mara und Lancu ist bereits in vollem Gange, als in dem abgelegenen rumänischen Dorf die Nachricht von Stalins Tod eintrifft. Doch die trinkfreudigen Dorfbewohner lassen sich das Feiern nicht verbieten. Mit seiner überdrehten Mischung aus burleskem Bauerntheater und infantilem Slapstick erinnert Horatiu Malaeles Debüt an Filme wie „Schwarze Katze, weißer Kater“ oder „Luna Papa“.“ (Cinema) HB

T

Tannöd Deutschland 2009, R: Bettina Oberli, D: Julia Jentsch„„Tannöd“ ist die etwas konfuse Adaption des Romanbestsellers von Andrea Maria Schenkel, der vom Mord an einer Familie in einem bayerischen Dorf handelt. Wie die Vorlage rekonstruiert der Film das Verbrechen aus der Sicht zahlloser Dorfbewohner und erschwert sich das Erzählen zusätzlich, indem er noch weitere Figuren hinzuerfindet. Während der Zuschauer beim ständigen Wechsel der Perspektiven und Zeitebenen irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, irrt die große Monica Bleibtreu in ihrer letzten Kinorolle als Kassandra durchs Gehölz und kündet von der moralischen Verworfenheit der Menschen. Konsequent stilisiert die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli (“Die Herbstzeitlosen“) das Dorf zu einem Ort der Bigotterie und Dumpfheit, an dem die Menschen äußerlich und innerlich verwahrlosen. Dafür steht sie am Ende ohne eine einzige Figur da, um die das Publikum wirklich bangt.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OS

This ist Love Deutschland 2009, R: Matthias Glasner, D: Corinna Harfouch, Jens Albinus

„Matthias Glasner (“Der freie Wille“) gehört zu den mutigsten, aber auch zu den kontroversesten Filmemachern in Deutschland. Im Zentrum seines neuen Films stehen eine von der Liebe und vom Alkohol beschädigte Kommissarin und ein junger Mann, der Kinder aus vietnamesischen Bordellen freikauft. Die in unchronologische Fragmente zertrümmerte Geschichte gibt ihr Geheimnis nur zögerlich preis und leidet unter dem extremen Stilwillen des Regisseurs.“ (Cinema) HH

Tulpan Deutschland/Schweiz 2009, R: Sergej Dwortsewoi, D: Askhat Kuchinchirekov, Tulepbergen Baisakalov

„Ein junger Mann lebt nach seinem Militärdienst in der kasachischen Steppe bei der Hirtenfamilie seiner Schwester und wirbt um die schöne Tulpan, um mit ihr einen eigenen Hausstand zu gründen. Die junge Nomadentochter ist äußerst wählerisch. Während die amüsante Liebesgeschichte Züge einer romantischen Komödie trägt, nimmt sich die fast dokumentarisch beobachtende Kamera in langen Einstellungen viel Zeit, um sinnlich das Leben der Menschen in der kargen Landschaft Kasachstans nachzuzeichnen und die Spannungen zwischen dem traditionellen Lebensstil und den durch Einflüsse von außen genährten Sehnsüchten fühlbar zu machen.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH

Die Tür Deutschland 2009, R: Anno Saul, D: Mads Mikkelsen, Jessica Schwarz

„„Die Tür“ öffnet sich in diesem Film zu einer Parallelwelt: Nach dem Tod seiner kleinen Tochter tritt ein erfolgreicher Künstler durch eine geheimnisvolle Tür in seine Vergangenheit. Er erhält für das Leben mit Frau und Tochter eine zweite Chance und darf noch einmal fünf Jahre zurück. Anno Sauls Thriller ist einer der seltenen Versuche, in Deutschland das Genre-Kino wiederzubeleben, und schon allein deshalb zu begrüßen. Die merkwürdige Konstruktion des Films hat manchmal etwas unfreiwillig Komisches, zum Ende aber wird es spannend und berührend. Und weil sich die Figuren bei ihren Zeitreisen selbst begegnen, gibt es Jessica Schwarz erfreulicherweise gleich zweimal.“ (Der Spiegel) HB, HH

U

Unter Strom Deutschland 2008, R: Zoltan Paul, D: Harald Krassnitzer, Catrin Striebeck

„In der hektischen Räuberpistole von Zoltan Paul entführt ein Kleinganove (Hanno Kofler) ein zerstrittenes Ehepaar und löst eine chaotische Polizeiaktion aus. Die in weiteren Rollen mit Robert Stadlober, Ralph Herforth und Sunnyi Melles besetzte Kriminal-farce neigt zu groben Überzeichnungen und überflüssigen Mätzchen, ist aber konsequent auf Krawall gebürstet. Ein „Tatort“ auf Viagra.“ (Cinema) HH

Die Unwertigen Deutschland 2009, R: Renate Günther-Greene

„Dokumentarfilm über Kinder und Jugendliche, die von den Nazis als „unwertig“ zur Vernichtung bestimmt waren, durch Zufall das Euthanasieprogramm in Hadamar aber überlebten. Der bewegende Film lässt seine inzwischen betagten Protagonisten ausführlich zu Wort kommen und enthält sich dabei jeder billigen Emotionalisierung. Schockierend und skandalös ist die Entdeckung, dass die diskriminierten Menschen bis in die 1970er-Jahre in Heimen weggeschlossen blieben.“ (Lexikon des internationalen Films) H

V

Das Vaterspiel Deutschland/Österreich/Frankreich 2007, R: Michael Glawogger, D: Helmut Köpping, Sabine Timoteo

„Ein Student mit Vaterkomplex hat ein Computerspiel entwickelt, das virtuelle Rachefantasien an Vaterfiguren ermöglicht. Sein Schicksal verknüpft sich mit dem anderer Personen, die ebenfalls schwer am Verhältnis zu ihren Vätern tragen. Auf vier Zeitebenen angesiedelte Roman-Adaption um Protagonisten, die auf unterschiedliche Weise von Verbrechen der NS-Zeit tangiert sind. Über Litauen, Deutschland, Österreich und die USA spannt sich eine virtuos komponierte, fragmentarische Erzählung voller Brüche, in der es um den Holocaust, um Schuld, Widerstand und Versagen geht sowie um die Reflexion darüber geht.“ (filmdienst) HH

Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre

„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) HB, HH

Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Deutschland 2009,R: Margarethe von Trotta, D: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung

„Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten Gestalten der Kirchengeschichte. Filmemacherin Margarethe von Trotta widmet ihr eine Filmbiografie, die Hildegard (Barbara Sukowa) vom Eintritt ins Kloster bis zum Sterbebett begleitet. Dabei ist erfreulich, dass die Regisseurin ihrer Figur die Ecken und Kanten belässt; allerdings wird für die Würdigung ein hoher Preis gezahlt: Dramaturgisch bekommt der Film die Facetten seiner Hauptfigur nicht in den Griff und bleibt ohne Fokus, sodass es ihm schwer werden dürfte, außerhalb der Kreise, die sich für die prominente Frauengestalt interessieren, neuen Zuschauern ihr Wirken nahezubringen.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, HB, HH, HL

W

Wendy and Lucy USA 2008, R: Kelly Reichardt, D: Michelle Williams, Walter Dalton

„Eine junge Frau strandet auf dem Weg nach Alaska in einer Stadt in Oregon. Als sie wegen Ladendiebstahls verhaftet wird, geht ihre geliebte Hündin verloren und beginnt, wieder auf freiem Fuß, eine verzweifelte Suche. Ein leises Drama, dessen zurückhaltende, realistische Inszenierung weder um Mitleid für ihre Figur buhlt noch aufdringlich als sozialer Appell daherkommt, stattdessen entwirft der Film umso glaubwürdiger und intensiver die Tragödie einer Frau, die aus sozialen und zwischenmenschlichen Netzen herauszufallen droht. Indirekt wirft der meisterliche Film dabei auch Fragen nach gegenseitiger Verantwortung auf.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Warum Israel? - Pourquoi Israel Italien/Frankreich 1972, R: Claude Lanzmann

„Ein objektiver Dokumentarfilm ist Claude Lanzmanns Filmdebüt „Pourquoi Israël - Warum Israel“ von 1973 nicht. Der Titel stellt keine Frage, sondern gibt eine engagierte Antwort. Der französische Regisseur (“Shoah“) versucht mit filmischen Mitteln zu ergründen, was es bedeutet, im jüdischen Staat zu leben, der vor allem ein sicherer Hafen für Verfolgte und Überlebende der Shoah war. Lanzmann fragt nach dem Staat Israel und seinem Selbstverständnis, seinen religiösen und politischen Fundamente und vor allem nach seinen Bürgern: Angehörige der ersten Siedler, Neueinwanderer, Arbeiter, Intellektuelle, junge Israelis. Der rote Faden dabei: die Frage nach der „Normalität“ in einer Gesellschaft, deren a-normaler Kern die Erfahrung der Ermordung der europäischen Juden und die ständige äußere Bedrohung bilden.“ (taz) HH

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL

Wenn Ärzte töten Deutschland 2009, R: Wolfgang Richter, Hannes Karnick

„Nazimediziner und ihre Beteiligung am Holocaust: Der Wissenschaftler Robert Jay Lifton referiert in der karg reduzierten Doku über die Ärzte, die in der „bösen mystischen Klinik Auschwitz“ perverse Experimente an den KZ-Gefangenen vornahmen. „Die Nazis“, so Lifton, „strebten die biologische Perfektion an.“ Deswegen, so sein Fazit, seien viele Ärzte der braunen Unheilslehre verfallen.“ (Cinema) HH

Wenn wir zusammen sind Frankreich 2008, R: Lorraine Levy, D: Vincent Lindon, Florence Foresti

„Vincent Lindon gibt einen alleinerziehenden Exil-Pariser, der nach London zieht. Das sieht aus wie aus dem Märchenbuch: Es herrscht fröhliche Dorfstimmung im Luxuskiez South Kensington, und es geht fix, bis der arbeitslose Neuling ein eigenes Lädchen findet und eine WG gründet. Mitbewohner sind ein ebenfalls alleinerziehender alter Freund, nebst Kinder-Doppel. Natürlich lässt die Liebe nicht auf sich warten, doch Damenbesuch ist im Männerhaushalt tabu. Das gibt Stoff für allerlei spaßige, doch oft arg konstruierte Verwicklungen.“ (tip) GÖ, HH

Whatever Works USA 2009, R: Woody Allen, D: Larry David, Adam Brooks

„Woody Allen hat endlich wieder in New York gedreht und erzählt von einem herrlich unbequemen, sarkastischen, pessimistischen Dauernörgler, in dessen Leben mit boulevardesker Turbulenz eine quietschnaive Südstaatlerin und deren bibeltreue Provinzeltern rauschen. Anheimelnd altmodische, durchweg optimistische Komödie, in der Allen mit bissigen Dialogen seine Lieblingsthemen variiert.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Wickie und die starken Männer Deutschland 2009, R: Michael Bully Herbig,D: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus

„Winnetou, Raumschiff Enterprise und Kaiserin Sissi waren schon dran; jetzt hat Regisseur Michael Bully Herbig den Zeichentrickwikinger Wickie zum Kinostar erkoren. Wickie, ein Kinderheld seit Mitte der siebziger Jahre, ist der Sohn des Wikingerchefs und klüger als alle Erwachsenen zusammen; immer wieder rettet er sie vor Gefahren. So weit, so Grundschüler-kompatibel. Herbig, selbst in einer Nebenrolle als spanischer Chronist zu sehen, verzichtet diesmal auf jede parodistische Zuspitzung: Er hat einfach nur einen sehr braven Kinderfilm inszeniert, der erwachsene Bully-Fans schnell ermatten lassen dürfte. Wie klagte schon der weiße Held im „Schuh des Manitu“: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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Zombieland USA 2009, R: Ruben Fleischer, D: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson

„Ein verspäteter Teenager versucht zusammen mit seinem knallharten Begleiter, in den von Zombies beherrschten USA zu überleben. Die Begegnung mit zwei kämpferischen Frauen, die auf der Suche nach einer angeblich Zombie-freien Zone in Kalifornien sind, gerät für die Männer zunächst zum Desaster, doch dann wird aus dem Quartett eine schlagkräftige Reisegruppe. Der Versuch einer Zombie-Komödie scheitert an einer Inszenierung, die jenseits der Abschlachtung von Untoten weder für Komik noch für Suspense Gespür beweist und deren Figuren trotz prominenter Darsteller nur wenig Reiz entwickeln.“ (filmdienst) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS, SN

Zweiohrküken Deutschland 2009, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner

Weit über sechs Millionen Zuschauer verfolgten vor zwei Jahren frenetisch, wie sich die töffelige Kindergärtnerin Anna und der unverbesserliche Womanizer Ludo einen gepfefferten Schlagabtausch in Sache Liebe lieferten. Während sich „Keinohrhasen“ aber an ein Familienpublikum richtete, hat „Zweiohrküken“ erwachsene Kinogänger im Visier. Der Grund: Das Geschlechterchaos strotzt nur so vor deftigen und pikanten Situationen. Nora Tschirners überraschende Riesenbrusteinlage als sprichwörtlicher Männertraum, oder der Riesendödel von Annas Ex Ralf sind nicht gerade etwas für einen Sonntagnachmittagsausflug mit den Kids. Doch trotz aller Schlüpfrigkeiten kommt die Romantik wie schon beim Vorgänger nicht zu kurz - obwohl so manches Kitschklischee am Ende unnötig in die Länge gezogen wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

2012 - Der Film USA/ Kanada 2009, R: Roland Emmerich, D: John Cusack, Woody Harrelson

„Im Jahr 2012 geht mal wieder die Welt unter. Das allein wäre nicht weiter beunruhigend. Aber die Begeisterung, mit der Apokalypse-Routinier Roland Emmerich (“Independence Day“, „The Day After Tomorrow“) in seinem neuen Science-Fiction-Spektakel Millionen von (computergenerierten) Statisten massakriert, irritiert dann doch. Ein technisch perfekter Overkill im Wortsinn: Erdbeben verschlingen ganze Städte, Vulkane explodieren wie Atombomben, eine riesige Flutwelle spült einen Flugzeugträger bis nach Washington, wo er das Weiße Haus und den schwarzen Präsidenten unter sich begräbt. Da erscheint es nur konsequent, dass der Terrorpilot Mohammed Atta offenbar als künstlerischer Berater in Hollywood weiterlebt: In einer Szene stürzen zwei Hochhäuser in sich zusammen wie am 11. September 2001, ein Flugzeug jagt vorbei. In diesem Chaos versucht ein Schriftsteller seine Familie zu retten, ein Geologe will die Menschheit warnen, Queen Elizabeth bringt ihre Corgis in Sicherheit.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

12 Meter ohne Kopf Deutschland 2009, R: Sven Taddicken, D: Ronald Zehrfeld, Matthias Schweighöfer

„Zwölf Meter ohne Kopf, so heißt es, sei Pirat Klaus Störtebeker nach seiner Enthauptung noch gelaufen. Dieser Film dreht sich um die Entstehung von Legenden: Um die verwegene Freibeutercrew und ihre Anführer Störtebeker und Gödeke Michels, die Anfang des 15. Jahrhunderts die deutschen Gewässer unsicher machen. So hat man Klaus Störtebeker noch nie gesehen: Ein Pirat mit Burn-out-Syndrom und Angst vor dem Wasser, der zu Musik von T. Rex und The Clash (I Fought the Law) kämpft. Flotte Sprüche, coole Action, tiefe Gefühle - Sven Taddickens launige, respektlose Version der Störtebeker-Mär wirkt zuweilen, als hätte Quentin Tarantino „Fluch der Karibik“ inszeniert - und sei vor Borkum gestrandet.“ (Cinema) BHV, DEL, FL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN