Liebhaber-Musica

Bremer Studierende haben mit der „cinema musica“ das bundesweit einzige Filmmusikmagazin gegründet. Ein Redaktionsbesuch

Bremen taz ■ Eigene Redaktionsräume sucht man bei der „cinema musica“ noch vergeblich. Hinter der Adresse in Peterswerder verbirgt sich eine WG des Chefredakteurs Mike Beilfuß mit seinem Stellvertreter David Serong. Gemeinsam geben sie Deutschlands einziges Magazin für Filmmusik heraus, seit September ist das Blatt neu auf dem Markt.

Rund 50 Rezensionen zählt allein die erste Ausgabe, dazu gab es als Aufmacher ein Interview mit Oscar-Preisträger Howard Shore, dem Schöpfer der Filmmusik zum „Herr der Ringe“. Der Autor sei für das Gespräch eigens nach London gereist, erzählt Beilfuß nicht ohne stolz.

Entstanden ist die „cinema musica“ aus dem ebenfalls vierteljährlich erscheinenden „Film Music Journal“, das aus der Schweiz kam und vor zehn Jahren als Fanzine gegründet wurde, als Fan-Magazin. In Bremen arbeiten fünf ehrenamtliche Redakteure an dem 60-seitigen Magazin und der dazugehörigen Homepage, alles Studierende der Uni Bremen, ausschließlich Geisteswissenschaftler.

Was sie vereint: Sie sind Fans. Komponisten von Soundtracks sind für sie das, was andere ihre Lieblingsband nennen. Deren CDs werden unbesehen gekauft, ganz unabhängig vom dazugehörigen Film. „Für den Liebhaber kommt es nicht darauf an, ob der Film gut ist“, sagt Beilfuß. Zwar will er nicht nur ein Fanzine machen. Doch die journalistischen Ambitionen der Blattmacher sind eher zweitrangig, die layouterischen ebenso: Die „cinema musica“ kommt textlastig daher.

In der Bahnhofsbuchhandlung sucht man die „cinema musica“ vergeblich – zu teuer der Vertrieb, zu niedrig die Auflage von derzeit gerade einmal 350 Exemplaren. Rund ein Drittel davon geht an AbonnentInnen, der Rest findet sich zumeist in vier deutschen Läden wieder, die ausschließlich Soundtracks verkaufen. Neidisch blickt Beilfuß auf Frankreich, wo ein ähnlicher Titel regelmäßig 20.000 Hefte verkauft, die Hälfte davon an AbonnentInnen. Das wurmt. Und selbst für Heavy Metal gebe es drei Fachmagazine – alle kommerziell mehr oder minder erfolgreich.

Davon ist man bei der „cinema musica“ noch weit entfernt. Zwar boomt die Filmmusik im Handel – zu nahezu jedem Film gibt es heutzutage auch einen Soundtrack zu kaufen. „Doch wir haben davon noch nicht profitiert“, sagt Beilfuß. Die „cinema musica“ kommt auch in der zweiten Ausgabe noch weitgehend ohne bezahlte Anzeigen aus, auch den farbigen Druck kann man sich nur auf den Umschlagseiten leisten. Finanziert wird das Magazin durch den Verkaufspreis von 7,50 Euro – und eine Förderung des Bremer Filmbüros, das in diesem Jahr 2.000 Euro spendierte. Für die technische Ausrüstung muss die Redaktion selbst aufkommen, für die laufenden Kosten auch.

Beilfuß gibt sich dennoch ambitioniert: „Wir hoffen, das wir irgendwann davon leben können.“ Der Schüren-Verlag, der auch fünf Filmmagazine herausgibt, hat Interesse an der „cinema musica“ bekundet. Doch die Redaktion hat andere Pläne. Eine Genossenschaft soll gegründet, ein eigener Verlag aufgebaut werden – mit zwei weiteren Film- und Musik-Titeln. Die ersten Pläne sind gesponnen. Schließlich sind alle Redakteure bald mit dem Studium fertig. Jan Zier

Seite: www.cinemamusica.de.