Polizei geht gegen Gaffer vor

Schaulustige Die Polizei im Landkreis Harburg hat neun Autofahrer angezeigt, die einen schweren Unfall mit ihren Handykameras filmten

Die Polizei im Landkreis Harburg hat neun Gaffer angezeigt. Die Autofahrer hatten am Freitag bei einem Unfall auf der Autobahn 1 mit ihren Handys gefilmt und fotografiert, berichtete der NDR. Das Verhalten der Schaulustigen erschwere die Arbeit der Rettungskräfte, sagte ein Polizeisprecher. Da die Behinderung von Polizei, Feuwehr und Sanitätern bisher jedoch kein Straftatbestand ist, zeigte die Polizei die Gaffer wegen der Benutzung von Handys am Steuer an.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) kündigte bereits nach dem schweren Unfall in Bremervörde im Juli Konsequenzen für Schaulustige an. Damals war eine Autofahrerin in eine voll besetzte Eisdiele gerast. Ein Schaulustiger hatte sich eine Rangelei mit der Polizei geliefert, weil er nicht aufhören wollte, das Unglück zu filmen. Pistorius will seither das Fotografieren und Filmen von Unfallopfern verbieten.

„Wir brauchen dringend einen entsprechenden Straftatbestand“, sagte er. Außer der Presse habe niemand das Recht, Aufnahmen von Unfällen und Opfern zu machen. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf wolle er im Bundesrat einbringen. Gerade werde der Entwurf mit dem Justizministerium abgestimmt, sagte eine Sprecher des Innenministers.

Gegenüber dem NDR gab Polizeisprecher Frank Soika von der Inspektion Cloppenburg Vechta zu bedenken, dass ein Verbot allein nicht ausreiche. Die Polizei bräuche mehr Personal an den Unfallorten, um gegen Gaffer vorzugehen, ihre Personalien aufnehmen und Platzverweise aussprechen zu können.

Bei den Rettungsarbeiten auf der Autobahn 1 war die Polizei mit genügend Beamten vor Ort, um die Vorbeifahrenden beobachten zu können. Viele der gemachten Aufnahmen und Fotos von solchen Unfällen landen im Internet. Dies verletze die Persönlichkeitsrechte der Opfer, kritisierte der Polizeisprecher. (taz/dpa)