Nur die Schutzweste verhinderte Schlimmeres

Todesschuss Der von einem Polizisten in Spandau erschossene Iraker war vermutlich Einzelgänger

Der in Spandau erschossene Islamist war vermutlich ein Einzelgänger. Bislang gebe es keine Erkenntnisse, dass der Iraker Rafik Y. in der islamistischen Szene aktiv gewesen sei, sagte Polizeipräsident Klaus Kandt am Montag im Innenausschuss. Inzwischen gebe es Hinweise auf ein weiteres Opfer des 41-jährigen. Bevor er eine Polizistin mit dem Messer verletzte, habe er einer Passantin einen Stich in den Rücken zugefügt, so Kandt.

Ein 36-jähriger Kollege war der Polizistin zu Hilfe gekommen. Kandt zufolge feuerte der Beamte vier Schüsse auf den Angreifer ab, die diesen töteten. Einer der Schüsse traf die 44-jährige Polizistin an der Hüfte. Weder diese Schussverletzung noch die Schnittverletzungen seien lebensbedrohlich. Das Messer sei an der Schutzweste abgerutscht. Die Beamtin wird vermutlich bald aus dem Krankenhaus entlassen.

Rafik Y. stand wie berichtet unter Führungsaufsicht. 2008 war er in Stuttgart zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf: Mitgliedschaft in einer islamistischen Terrorvereinigung und Beteiligung an Plänen für ein Mordkomplott auf den damaligen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi 2004 in Berlin. Nach Angaben von Innensenator Frank Henkel (CDU) wurde er nicht abgeschoben, weil ihm bei der Rückkehr in den Irak die Todesstrafe gedroht hätte.

Bevor Rafik Y. am Donnerstagmorgen Passanten bedrohte, hatte er sich eigenmächtig die elektronische Fußfessel entfernt. Das habe keinen Sinn ergeben, sagte Polizeipräsident Kandt, denn der Mann habesich weiterhin in dem ihm zugewiesenen Bereich bewegt. „Seine Motivation ist nicht ­richtig erklärlich.“

PLUTONIA PLARRE