Bio-Brot statt Zuckertüte

BIO Mit einer Aktion zum Schulanfang sollen Schüler für ökologische Lebensmittel begeistert werden

„Dann wissen die Schüler auch, dass die Gurke nicht im Supermarkt wächst“

Jan Saffe, Grüne

Knapp 4.700 Bremer ErstklässlerInnen ist gestern zum Schulstart eine Brotbox mit Bio-Lebensmitteln überreicht worden. Mit der Aktion wollen unter anderem der Verein „Sozial-Ökologie“ und das Bildungsressort ein Zeichen für die Bedeutung eines gesunden Frühstücks setzen.

„Es ist wichtig, dass Kinder gut ernährt in die Schule kommen“, sagt Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) als Schirmherrin des Projekts. Wer ordentlich denken will, müsse vorher schließlich eine gute Grundlage schaffen. „Ein Schokoladenriegel tut das nicht.“

Bei der Aufklärung über gute Ernährung sieht die Senatorin Handlungsbedarf: „Bundesweit geht ungefähr jedes vierte Kind ohne Frühstück zur Schule“, sagt Bogedan. In Bremen werde das nicht anders sein. Deshalb soll gesunde Ernährung künftig auch im Schulunterricht eine größere Rolle spielen. An den Lehrplänen werde derzeit gearbeitet, erklärte ihre Sprecherin Annette Kemp der taz.

Die gelbe Brotdose, die die Kinder am Montag bekamen, enthält ökologisch erzeugte Lebensmittel aus der Region, etwa ein Bio-Mischbrot oder ein Fruchtmüsli. Seit einigen Jahren wird sie zum Schulstart verteilt – finanziert von rund 30 Sponsoren und nicht aus dem Bildungsressort.

Ohnehin: Ist das Müsli erstmal aufgelöffelt, müssen die Kinder wieder in der Schulkantine essen – und da bieten laut Ressortsprecherin Kemp nur 20 Prozent der Schulen überhaupt Bio-Kost an: Jedoch nicht bei allen Lebensmitteln und „in der Regel aber nie bei Fleisch“. Dies koste doppelt so viel wie „Nicht-Bio-Fleisch“.

Den Biokost-Anteil gar auf 50 Prozent in allen Ganztagsschulen auszuweiten, würde rund 1,8 Millionen Euro zusätzlich kosten. „Das ist für das Bildungsressort nicht leistbar und kann auch nicht eins zu eins an die Eltern weitergegeben werden“, sagte Kemp. Die Summe müsste anders finanziert werden.

Für den Grünen-Ernährungspolitiker Jan Saffe steht hingegen fest: Selbst wenn Biokost teurer sei, sollte es das wert sein. „Wir geben lediglich elf Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus.“ Für ein Auto oder ein Smartphone würde hingegen viel mehr ausgegeben.

Saffe freut sich allerdings, dass der rot-grüne Koalitionsvertrag zum ersten Mal überhaupt ein Kapitel über „Ernährung“ beinhaltet. Es wurde vereinbart, dass in den kommunalen Kindertagesstätten und Schulen die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) angewandt werden sollen – samt Produkten aus ökologischer Landwirtschaft und Fleisch aus artgerechter Haltung.

Saffe schlägt zudem vor, Besuche von Erzeugerbetrieben in den Lehrplan aufzunehmen. „Dann wissen die Schüler auch, dass die Gurke nicht im Supermarkt wächst.“ Laurin Meyer