Porträt
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Mit einem Pflichtspiel eingestiegen: Almuth Schult  Foto: dpa

Die Dritte im Bund

Es gibt nur wenige Erbhöfe im schnelllebigen Fußballgeschäft. Zwei Posten gehören dazu: BundestrainerIn und BundestorhüterIn. Im Tor der Frauennationalmannschaft standen in den letzten 22 Jahren – abgesehen von gelegentlichen Kurzzeitvertreterinnen – zwei Frauen: Silke Rottenberg und Nadine Angerer. Beide zählten nicht nur zur Weltspitze auf ihrer Position, sondern auch zu den prägenden Spielerinnen ihrer Ära. Die von „Natze“ Angerer, der erfolgreichsten Torhüterin in der Geschichte des Frauenfußballs, endete bei der WM in Kanada in diesem Sommer.

Es ist also kein leichtes Erbe, das Almuth „Alma“ Schult vom VFL Wolfsburg in der letzten Woche mit ihrem Einsatz beim ersten Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft gegen Ungarn angetreten hat. Eine Überraschung war die Nominierung der 24-Jährigen nicht. „Auf Almuth war immer Verlass, wenn sie bei der Mannschaft war und eingesetzt wurde“, sagt Doris Fitschen, Managerin der Nationalauswahl.

Damit spielt Fitschen vor allem auf ihren Einsatz als Angerer-Vertreterin beim 5:0 im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei in Izmir im Februar 2012 an, der sie zur ersten DFB-Torhüterin machte, die bei ihrem Debüt gleich ein Pflichtspiel bestreiten musste. Ihre Stärken, die besonders in der Strafraumbeherrschung liegen, konnte sie beim 12:0-Sieg gegen Ungarn in Halle allerdings noch nicht unter Beweis stellen.

Das Fußballspielen begann Schult schon mit fünf Jahren im Wendland – gemeinsam mit Jungen. Torfrau wurde sie allerdings erst, als sich der Stammtorhüter ihrer Mannschaft verletzte und der Trainer ihre Talent entdeckte. „Die Spanne zwischen gut und schlecht, zwischen Held und Depp, die macht es aus“, beschreibt die Sportstudentin den Reiz der Torwartposition.

Anders als ihr Trainer vom FC Samtgemeinde Gartow erkannten die Verantwortlichen beim VFL Wolfsburg ihr Talent zunächst nicht, als sie als 15-Jährige dort vorspielte. Es folgte ein kurvenreicher Weg über den Hamburger SV, den Magdeburger FFC und den SC 13 Bad Neuenahr, bis sie 2014 doch noch in Wolfsburg landete. Dort gewann sie in ihrer ersten Saison das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. In der laufenden Saison gab es mit der 0:1-Niederlage bei Bayern München allerdings einen Dämpfer.

Der Weg beim DFB lief für die 1,80 Meter große Torfrau wesentlich gradliniger. Sie hütete das Tor in den Auswahlmannschaften von der U-17 bis zur U-20, mit der sie 2010 die Weltmeisterschaft gewann. Seitdem hat sie als Nummer zwei in der A-Mannschaft hinter Welttorhüterin Nadine Angerer sehr viel gelernt – auch das selbstbewusste Auftreten. RLO