verehrte muschi! (IV)

Edmund Stoibers Briefe aus der Hauptstadt an seine in Wolfratshausen weilende Gattin Karin, genannt „Muschi“ – aus aktuellem Anlass diesmal aus Rom

Verehrte Muschi,

es muss ein Irrtum sein und ich kann es mir nicht erklären dass du das Schloss ausgetauscht hast weshalb ich nicht reingekommen bin. Ich wollte gestern nochmal kurz in Wolfratshausen daheim vorbeischauen, weil ich für den Papst doch ein frisches Hemd anziehen wollte aber der Schlüssel hat nicht gepasst weil du das Schloss ausgetauscht hast oder irre ich mich da? Ich hätte es dir auch gesagt, dass ich noch schnell heimkomme, aber da hast du schon geschlafen und wecken wollte ich dich auch nicht, weil du sonst immer so grantig wirst. Und wie du geschlafen hast. Du hast so laut geschnarcht dass ich es unten auf der Straße auch noch gehört habe, weil es ein jeder hören kann, und der Chauffeur hat es auch gehört.

Es war übrigens das Auto vom Söder vor der Tür gestanden und ich frage mich, was das da zu suchen hat. Jedenfalls erwarte ich, dass das alte Schloss wieder drin ist und ich dann auch reinkann wenn ich aus Rom vom Heiligen Vater heimkomme. Wo kämen wir denn da sonst hin. Da hätte ich ja gleich in Berlin bleiben können und ich überlegs mir jetzt nochmal.

Das alles passt mir jetzt gleich gar nicht, weil in der Staatskanzlei habe ich auch nicht schlafen können, weil da in meiner Bürotür auch schon ein anderes Schloss drin gewesen ist. Ich weiß nicht, wer es war, aber ich werde ihn schon noch erwischen. Es muss vielleicht der Huber gewesen sein. Oder wenn ich es mir recht überlege: doch der Beckstein, weil als ich mir von der Polizei die Bürotür aufmachen lassen wollte hat es geheißen, sie wären nicht zuständig. Aber der Beckstein ist für die Polizei zuständig, der Saukerl.

Es könnte aber auch praktisch jeder andere gewesen sein. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es in der Landtagsfraktion zugeht, ganz als hätte ich ihnen was getan. Dabei komme ich doch bloß zurück. Ich muss praktisch jedem einen Ministerposten für nach der nächsten Landtagswahl versprechen damit er nur das Maul hält gegenüber der Journaille. Aber so viele Minister habe ich gar nicht. Vielleicht machen wir eine große Kabinettsreform mit ganz vielen Referaten, habe ich mir schon überlegt. Aber das geht auch nicht.

Hier in Rom ist es sehr schön und im Vatikan ist es auch sehr schön.

Herzlichst, Edmund KUZ