Blutbad in Äthiopiens Hauptstadt

Gewalt in Addis Abeba: Dutzende Demonstranten erschossen, Oppositionsführer in Haft

ADDIS ABEBA ap/rtr/taz ■ Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei sind gestern in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba mindestens 33 Menschen ums Leben gekommen. Diese Zahl nannte der „Äthiopische Menschenrechtsrat“, nachdem am Dienstag bereits acht Menschen erschossen worden waren.

Gewehrfeuer und laute Explosionen erschütterten gestern die Straßen von Addis Abeba. Hunderte von schwer bewaffneten Bereitschaftspolizisten waren im Einsatz, Schützenpanzer mit Elitetruppen fuhren durch mit Glasscherben übersäte Straßen. Augenzeugen berichteten, die Polizei schieße wahllos auf Passanten und bewerfe sie mit Handgranaten. „Sie schießen auf jeden, der sein Haus verlässt“, sagte die 16-jährige Tigist Daniel, die ihre Mutter mit einer Schusswunde im Bauch ins Krankenhaus brachte. Die Gewalt ergriff im Laufe des Tages das gesamte Stadtgebiet.

Anfang der Woche hatte Äthiopiens größte Oppositionspartei CUD (Koalition für Einheit und Demokratie) zu neuen Protesten gegen das ihrer Meinung nach manipulierte Ergebnis der Parlamentswahlen vom Mai aufgerufen. Addis Abeba ist eine Hochburg der CUD. Die Gewalt eskalierte, nachdem am Dienstagnachmittag CUD-Führer Berhanu Nega auf der Straße verhaftet wurde. Inzwischen sitzt die gesamte 15-köpfige CUD-Führung in Haft sowie rund 1.000 Oppositionsanhänger. Die Regierung wirft der CUD Hochverrat vor. Informationsminister Berhan Hailu äußerte sich „traurig“ über die Gewalt, machte aber die Opposition verantwortlich. D.J.