Nicht ganz koscher

JÜDISCHE GEMEINDE Kritik am „dilettantischen“ Vorsitzenden: Mitglieder streben Neuwahlen an

Am Freitag fielen die ersten Unterschriften in die Sammelbox: Drei Mitglieder der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde streben Neuwahlen an. Zu undemokratisch, zu intransparent, zu sehr auf die Interessen bestimmter Gruppen in der Gemeinde bedacht sei die Politik des derzeitigen Vorsitzenden Gideon Joffe, der im März 2012 zum Gemeindevorsitzenden gewählt worden war.

Joffe zerstöre „durch dilettantisches, selbstherrliches und undemokratisches Verhalten“ die Strukturen und das Miteinander der Gemeinde, heißt es in einer Presseinformation der Oppositionsgruppe, zu der unter anderem Micha Guttmann gehört. Guttmann war von 1988 bis 1992 Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland. Zu den Verfechtern von Neuwahlen gehören zudem die Repräsentanten Michael Joachim und Tuvia Schlesinger. Alle drei gehören zur oppositionellen Gruppierung Schalom, die bei den letzten Wahlen der Jüdischen Gemeinde der Koach-Mehrheit unterlag.

Doch nun sehen die „drei Musketiere“, wie sich die Umstürzler selbst nennen, gute Chancen für neue Mehrheiten. „Hunderte“ Gemeindemitglieder hätten sich bereits an die oppositionelle Gruppe gewandt, weil sie „sich nicht mehr repräsentiert fühlten“ oder gar aus der Gemeinde austreten wollten, so Guttmann: „Wenn so viele das wollen, haben wir eine Chance.“

Knapp 2.000 Unterschriften wahlberechtigter Gemeindemitglieder müssen die drei in den kommenden zwei Monaten sammeln, um Neuwahlen durchsetzen zu können. Etwa 9.500 wahlberechtigte Mitglieder hat die Jüdische Gemeinde Berlin. AKW, HR