Gott wird’s schon richten

Vielleicht nimmt der Heilige Vater und Bayer Benedikt XVI. dem weltlichen Landesvater Edmund Stoiber und seinen beiden Streithähnen Günther Beckstein und Erwin Huber auch die Beichte ab

MÜNCHEN taz ■ Wenn’s auf Erden nicht klappt, muss eben Gottes Segen her. Mit christlicher Symbolik hat Edmund Stoiber seinen Rückzug vom Wirtschaftsministerium angetreten, und hochgeistlich zelebriert er seine Rückkehr zu den Seinen. Der Dienstag war eigentlich Feiertag – Allerheiligen. Aber statt aufs Grab zu gehen und der Toten zu gedenken, predigte Stoiber in der CSU-Zentrale kurz und bündig sein politisches Überleben: „Ich werde bayerischer Ministerpräsident bleiben.“ Und statt dem Kabinett und der CSU-Fraktion seine Irrungen im Plenarsaal zu erklären, flog er gestern mit gesammelter Landtagsmannschaft zum Fraktionsausflug nach Rom.

Heute Mittag gibt’s dort eine Privataudienz bei Papst Benedikt XVI. „Das bekommen wir nur wegen Stoiber, der hat halt Gewicht“, heißt es dazu ehrfürchtig aus der Fraktion. Ob der gebürtige Oberbayer dem Landesvater und seinen beiden Streithähnen Günther Beckstein und Erwin Huber die Beichte abnimmt, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass die drei viel zu reden haben. Über Reformen und Loyalität wird es da gehen, um ein neues Ministerium für Huber, der bisher als Staatskanzleichef Stoibers Hausmeister spielt und endlich einen eigenen Gestaltungsraum haben möchte, wenn er schon nicht Ministerpräsident werden kann. Gar nicht hausmeisterlich hatte er gestern zum ersten Mal über Stoibers Wankelmütigkeit geschimpft: „Dass es jetzt Erklärungs- und Begründungsbedarf gegenüber der Öffentlichkeit und unseren Mitgliedern gibt, ist selbstverständlich.“ Im Münchner Merkur kritisierte er Stoibers Rückzug: „Ich weiß nicht, ob es klug war, sich jetzt schon festzulegen.“ Man darf annehmen, dass bei solch ärgerlichen Worten auch ein Gutteil Frust über den verpassten Aufstieg nach ganz oben mitschwingt. Doch auch bei den Abgeordneten wird zu reden sein. Über das Hin und Her, aber auch und vor allem über den Führungsstil, den Abgeordnete als „Dirigismus“ bezeichnen.

Und so ist Stoiber sicher froh, dass ein Fraktionsausflug für den Chef manche Verpflichtung mit sich bringt, bei der nur die „VIPs“ teilnehmen. So werden er, Landtagspräsident Alois Glück und Fraktionschef Joachim Herrmann in den drei Tagen mit Italiens Ministerpräsident Berlusconi speisen. Beim Heiligen Vater sind wieder alle beisammen, auch die nörgelnde Basis. In diesem Sinne: „Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto.“ Ehre dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Und nicht zu vergessen, dem Stoiber. MAX HÄGLER