Auf Droge

TENNIS Boris Beckers Schützling Novak Djokovic ist so gut in Schuss wieseit 2011 nicht mehr. Der Serbe gewinnt die US Open gegen Roger Federer

NEW YORK dpa | Der zweite US-Open-Pokal war für Novak Djokovic das beste Schmerzmittel gegen seine blutverschmierten Schrammen. Eine halbe Stunde vor Mitternacht erhielt der Serbe nach dem Sieg im Traumfinale über Roger Federer die Trophäe, der er seit dem ersten Erfolg 2011 vergeblich nachgejagt war. Der zehnte Grand-Slam-Titel seiner Karriere bringt Djokovic wieder ein Stück näher an die Größen des Tennissports heran. Rekordchampion Federer verwehrte er mit dem 6:4, 5:7, 6:4, 6:4 am Sonntagabend (Ortszeit) in New York den 18. Grand-Slam-Triumph – trotz eines heftigen Ausrutschers zu Beginn, der ihm Schürfwunden am rechten Knie und Ellenbogen einbrachte.

Nur Federer, der legendäre Rod Laver und Djokovic standen seit Beginn der Profi-Ära in einem Jahr in allen vier großen Endspielen. Ohne die French-Open-Niederlage gegen den Schweizer Stan Wawrinka hätte Djokovic gar den Grand Slam perfekt machen können. „Diese Erfolge sind der Antrieb für mich weiterzumachen“, unterstrich Djokovic. Der 28-Jährige gewann wie 2011 drei Grand-Slam-Turniere. „Das war eine unglaubliche Saison, die beste meines Lebens neben 2011. Ich genieße das noch mehr als Ehemann und Vater“, sagte der Belgrader, dessen Frau im Ar­thur Ashe Stadium mitbangte.

Was Djokovic wohl mehr motiviert als insgesamt 3,8 Millionen Dollar Prämie, kann niemand besser nachvollziehen als Trainer Boris Becker, der in roter Trainingsjacke Teil der Jubeltraube auf der Tribüne war. „Das ist eine Situation, die man nur versteht, wenn man so viel gewinnt. Man möchte immer mehr gewinnen“, sagte Becker schon vor dem Finale. „Das ist wie die stärkste Droge, die es gibt, dieses Gefühl beim Matchball. Wenn man das einmal gespürt hat, dann möchte man das immer wieder“, erklärte der Gewinner von sechs Grand-Slam-Titeln. Djokovic traut er zu, noch vier bis fünf Jahre auf diesem Niveau zu spielen – genug Zeit, um Federers Marke anzugreifen, zumal Becker jedes Jahr eine Steigerung sieht.