Porträt
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Powerfrau mit hohen Zielen : Susianna Kentikian (27)  Foto: dpa

Comeback auf eigene Faust

Gerade einmal fünf Jahre alt war Susianna „Susi“ Kentikian, als sie 1992 mit ihren Eltern und ihrem Bruder das Geburtsland Armenien verließ. Die Familie tat dies aus Angst vor dem Krieg um die Region Bergkarabach. Es folgte eine Odyssee, welche die Stationen Berlin, Moldawien und Russland umfasste, bevor es 1996 nach Hamburg ging. Zunächst lebte die Familie Kentikian auf dem Wohnschiff „Bibby Altona“ für Asylbewerber. Neun Jahre lang, bis 2004, drohte die Abschiebung.

Letztlich durfte sie bleiben und schrieb eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Kentikian, diese kleine verbissene Kämpferin, boxte sich durch – im unmittelbaren wie im übertragenen Sinne. Im Jahr 2007 wurde die 1,55 Meter große Frau unter ihrem Kampfnamen „Killer-Queen“ Weltmeisterin im Fliegengewicht. Bis 2012 hielt sie die WM-Titel der Box-Weltverbände WBA, WBO und WIBF.

In den vergangenen Jahren, nach der Pleite des Hamburger Boxstalls Universum, dem sie angehört hatte, war es stiller um sie geworden. Nun aber ist sie zurück, um es sich selbst und allen Zweiflern zu beweisen. Die 27 Jahre alte amtierende WBA-Weltmeisterin wird am 2. Oktober in der Inselparkhalle von Hamburg-Wilhelmsburg gegen die Mexikanerin Susana Cruz Perez, genannt „Pantera“, kämpfen. Es geht zusätzlich zum WBA-Titel auch noch um jenen des Weltverbandes WIBF. Kentikian geht mit der ihr eigenen Art an die Aufgabe: „Die ist sehr gefährlich, aber die haue ich weg“, sagte die Boxerin, die erstmals einen Kampfabend selbst organisiert.

Sie hat sich für die Herausforderung eine Persönlichkeit an die Seite geholt, die sie moralisch unterstützen soll – den Panik-Rocker Udo Lindenberg. „Es war einfach Schicksal, dass wir uns begegnet sind. Wir haben uns hier im Hotel getroffen und ein bisschen geschnackt. Er war begeistert, hat mir gesagt, dass ich als kleine Frau so stark bin. Und dann hat er mir einen Song geschrieben“, sagte Kentikian. „Wir werden Freunde“ lautet das Lied des 69 Jahre alten Sängers. Der Name soll Programm sein für den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland.

Kentikian kündigte Großes an für den Kampfabend am 2. Oktober. „Es steckt so viel Power in mir. Die Leute, die gedacht haben, Susi kommt nicht zurück, haben sich getäuscht. Ich kämpfe auch für die Frauen, dass sie ihre Chancen bekommen“, sagte Kentikian, die mittelfristig das Maximum erreichen will. Der 2.Oktober ist für sie nur eine Durchgangsstation: „Ich will alle vier Titel vereinigen“, kündigte die Hamburgerin forsch an. Im kommenden Jahr will sie sich auch noch die Titel der WBO und des WBC holen. GÖR