KUNST

KunstJana Bachschaut sich in Berlins Galerien um

Beyoncé lächelt mir zu, dahinter Mona Lisa. In der Galerie Silberkuppelaufen die Megastars im Videoloop. Vor den Abbildungen des rauchenden Jünglings und der Schneewittchenschönheit – gegenüber von Rapper Jay Z – ist man sich uneins. Ist das nicht diese Newcomerin? Mindestens ein Sternchen ist sie, kein Nobody, sagt die eine zur anderen. Die Gespräche sind nur halb so oberflächlich wie die Denkmuster, die der gebürtige Schweizer Shahryar Nashatmit seiner Ausstellung „Posers, Smokers & Backup Dancers“ anwirft (bis 30. 10., Keithstrasse 12, Mi.–Sa. 11–18).

Ein goldener Edelstein ziert die Säule: ein Fake. Selbstverständlich, denn die sorgfältig geschälte Kartoffel bei Tanya Leighton stammt von dem Briten Bruce McLean, einem Meister der verdrehten Posen. In den Siebzigern stellte er Skulpturen auf Sockel – eine Provokation für das damalige Kunstpublikum. Allein für die Gründung von Nice Style, „The Worlds First Pose Band“, ist vor ihm der Hut zu zücken. In feinste Stoffe gehüllt hatte die Performancegruppe sogar Gigs mit den Kinks oder Ian Dury. Ein weiteres echtes Schmuckstück ist das 3-Bild-Video „Urban Turban“ – ein eigenwilliger, 74-minütiger Kommentar zum Kunstmarkt.

Schön poppig knallt es in den Bildern der New Yorkerin Jamian Juliano-Villani, der zweiten Schau der Galerie. Allerdings wird schnell deutlich: Die Welt krankt an so einigem: Vor aller Augen spielt die „Grüne Marina“ an ihrem Gemächt, und in dem Bild „Whirlpool of Grief“ führt ein Monster Register über armen Seelen. Die überbordenden Gemälde ächzen heftig unter dem Gewicht ihrer drastischen Sujets. Juliano-Villani zitiert Größen aus der Illus­tra­tion, der Filmkunst oder der Moderne, von Ralph Bakshi über Piet Mondrian bis hin zum „Planet der Affen“ und erotischem Anime. Bei alledem: Übler als die Akteure sind ihre perversen Posen, die längst im Mainstream als Kult zelebriert werden (bis 10. 10., Kurfürstenstraße 156, Di.–Sa. 11–18).

Wem das zu viel wird, der kann sich ein paar Häuserblocks entfernt bei Helga Maria Klosterfelde in Michael Kleines Auto verstecken. Dem lederbezogenen Kasten mit Luke fehlt aber etwas Entscheidendes: Es kann nicht fahren. Eine Frage der Perspektive, findet der Künstler, der auch am Theater hinter der Bühne arbeitet. In seinem Werk löst er gern mittels Requisiten und Licht die Grenzen zwischen öffentlich und privat auf. Ein Foto, das ihn bei seiner Arbeit an der Deutschen Staatsoper zeigt, macht klar: Mitunter reicht eine von der Decke hängende Glühbirne oder ein Spotlight, um Objekte im Raum zum Star zu erheben (bis 7. 11., Potsdamer Str. 97, Mi.–Sa. 11–18).