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Auf demAbstellgleis

Kabarett Vier Kleinkünstler fragen sich, ob ihre Kunst noch zeitgemäß ist – backstage auf einer Firmengala

Peinlich. Da hocken sie nun nach all den gemeinsamen Projekten ein weiteres Mal zusammen, im Backstageraum einer Galaveranstaltung einer deutschen Firma: vier Kleinkünstler, die sich ihr Leben auch mal anders vorgestellt hatten. Eigentlich ganz kritische Menschen mit entsprechendem Anspruch an sich selbst. Und an diesem Abend gönnt sich der Firmenchef mal ein wenig Kritik auf der Bühne. Eine Umstrukturierung steht an, für viele im Publikum ist es ein Abschiedsfest. Da heißt es Konfliktfähigkeit beweisen. Und ein paar kritische Stimmen auf der Bühne sind eben ein sehr viel preisgünstigeres Zugeständnis an die Belegschaft als eine Gehaltserhöhung.

Da hocken sie also im neuen Polittbüro-Stück „By the Way – Kann man davon leben?“: Lisa Politt, Gunter Schmidt, Rolf Claussen und Eddy Winkelmann. Irgendwo zwischen den hehren Ansprüchen an die eigene Zunft und der Realität, die ihnen das zeitgenössische Eventmanagement noch zugesteht. Haben Mitleid miteinander, rechtfertigen ihre Misserfolge als Triumphe, erinnern sich an die alten Zeiten, als Kabarett und Politik noch in einer „etwas schöneren Verbindung standen“, wie Lisa Politt es ausdrückt: damals in den 1980ern, als es bei den Grünen „noch Linke gab“. Nun fragen sie sich, ob das alles noch zeitgemäß ist.

Schmutzig ist es hier, man gönnt sich nichts: lieber einen alten Freund verraten als einen Gag auslassen. Ab und an lugt der Kopf des Eventmanagers durch den Vorhang: „Haben Sie nicht etwas im Repertoire, das eher zum Braten passt?“ Und die Stargäste kommen, um ihr Lied zu proben. Jeden Abend ein anderer: Gustav Peter Wöhler, Marco Tschirpke, Tommaso Cacciapuoti und Frank Spilker sind dabei. Und dann gibt es zu „tief schürfenden Erkenntnissen auch pralle Musik“, wie Politt verspricht.

Denn ganz hoffnungslos sieht es ja doch noch nicht aus. „Wir wissen schon, dass wir uns als Kabarettisten auf einem Abstellgleis befinden“, sagt Politt. „Aber ab und zu fährt noch ein Zug vorbei – und sei es eine alte Dampflok wie ich.“ MATT

Sa, 5.9., So, 6.9., + Mi, 9.9., bis So, 13.9., jeweils 20 Uhr, Polittbüro. Weitere Aufführungen bis 25.9.

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