Die Weltspitze im Blick

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Früher war Hamburg ja wirklich mal ganz vorn gewesen. Und da will man jetzt wieder hin. Das ist jedes mal der Vorsatz. Dank des Geldes von Sponsor Klaus Michael Kühne wird das jetzt bestimmt klappen. Man hat schließlich auch einen Star eingekauft, aus München. Naja die hatten den dort auch loswerden wollen, aber immerhin, München! Die ganze Stadt freut sich deshalb auf den kommenden Samstag.

Denn dann dirigiert Kent Nagano die erste Premiere als Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper: Der Kalifornier hat schon angekündigt, das Haus wieder an die Weltspitze zu führen, dorthin, wo es vor 300 Jahren war, und dann vor 130 Jahren noch einmal fast, wenn Gustav Mahler nicht lieber nach Wien gegangen wäre. Zehn Jahre hatte zuletzt Simone Young die Alleinherrschaft inne, Generalmusikdirektorin und Intendantin. Die großen Reinfälle blieben zwar aus, aber die wahrnehmbaren künstlerischen Akzente kamen eher aus Stuttgart, Berlin, oder gar, oh Schreck!, aus Bremen und Hannover.

Die neue Leitung – Intendant Georges Delnon war extrem erfolgreich in Basel – klotzt zum Auftakt: „Les Troyens“ stehen auf dem Spielplan. Hector Berlioz hat die antike Story vom Untergang Trojas, der Flucht nach Karthago und der scheiternden Liebe zwischen Aeneas und der Phönizierfürstin Dido zu einer Riesenoper geformt, extrem anspruchsvoll und sehr prestige­trächtig: Mit ihr beging die New Yorker Met ihr 100-jähriges Bestehen. Die monumentalen fünf Stunden Spieldauer hat man in Hamburg indes aufs Kleckermaß von drei gedrückt, und online kündigt man die Premiere mit einem Text an, der in jovialem Plauderton Fehler mit Unwahrheiten und Unsinn verbindet: Das muss ein genialer Trick sein, um die Erwartungen runterzudimmen, denn sonst wäre es ja – total provinziell. bes