Die Ohnmächterlis

WAS SAGT UNS DAS? Die Jugend kriegt den Hals nicht voll. Darum schnürt sie ihn sich zu – für den Kick

Der Wahnsinn der Jugend kennt bekannterweise keine Grenzen. Komasaufen, Ballerspiele und hier und da ein bisschen Selbstmord. Ob gewollt oder nicht, ist dann fast schon Nebensache. Beim derzeit angesagten Würgespiel, dem gezielten Hervorrufen einer Ohnmacht, starb kürzlich ein 14-Jähriger in Brandenburg. Er würgte sich selbst mit einem Strick, verlor das Bewusstsein. Auf seinem Computerbildschirm war die Anleitung zum „Choking Game“, „Ohnmächterli“ oder „Jeu du foulard“ noch geöffnet.

Eine billige Alternative zu teuren Drogen ist das Spiel definitiv – der Effekt ist ähnlich. Die Blutzufuhr zum Gehirn wird unterbrochen, der Körper kämpft gegen das Ersticken an – Adrenalin wird freigesetzt, der Lebensmüde in einen Rauschzustand versetzt.

Ähnliche Praktiken sind bei sadomasochistischen Bondage-Spielen ein fester Bestandteil. Der Sauerstoffmangel während des Strangulierens erzeugt bei manchen Euphorie und verstärkt sexuelle Lust.

Peinliche Unfälle, auch beim Selfbondage, gibt es häufig. Gehen diese allerdings tödlich aus, werden sie oft fälschlicherweise als Selbstmord interpretiert. Eine genaue Zahl jugendlicher „Würge“-Opfer gibt es daher nicht. Allerdings: Das Internet ist voll von selbst aufgenommenen Videos, die kleine Jungs beim Ohnmächterli zeigen. In den USA und in Frankreich gibt es bereits zahlreiche Tote. Elterninitiativen bemühen sich um Aufklärung, doch wer kann den Kleinen schon die Flausen austreiben?

Es solle darauf geachtet werden, ob Kinder des Öfteren mit Gürtel oder Schals spielen oder sich in ihren Zimmern einschließen.

Ob Brust eindrücken oder strangulieren – auch das Würgespiel wird auf Dauer langweilig und findet hoffentlich einen würdigen Nachfolger. Kleiner Tipp für einen todsicheren Kick, der den Geldbeutel schont: Hyazinthen rauchen. LILIAN GRUNDLER