NADINE MICHEL ÜBER EIN UMSTRITTENES PAPIER IN KOPENHAGEN
: Dänen müssen nachsitzen

Der Druck im Kessel von Kopenhagen steigt. Nachdem am Dienstag der „Dänische Text“ an die Öffentlichkeit gelangte, brachen afrikanische Umweltaktivisten spontan zu einer lautstarken Demonstration durch das Konferenzzentrum auf. Sie forderten ein rechtlich-verbindliches und faires Klimaabkommen. An der Demo nahm sogar ein Vertreter der afrikanischen Delegation teil, was gegen die UN-Verhandlungsregeln verstößt. Ihm wurde daraufhin der Akkreditierungsausweis weggenommen – am Abend erhielt er ihn zurück.

Es war der erste Eklat zwischen Industrie- und sogenannten Entwicklungsländern auf der Konferenz. Eigentlich wollten die Dänen mit ihrem Text die Verhandlungen wohl vorantreiben – für den Moment haben sie aber das genaue Gegenteil erreicht: Auf einer Pressekonferenz am Abend zeigte sich der Vertreter der G-77-Staaten doch ziemlich verärgert.

Aber es ist nur gut, dass der Text gleich zu Beginn des Gipfels herausgekommen ist. Denn der frühe Zeitpunkt birgt auch eine Chance für die Verhandlungen: Die Kritik war so heftig, dass die Dänen sofort zurückruderten. Ihnen wurde deutlich gesagt, was sie falsch gemacht haben. Nun hat das Gastgeberland früh genug die Chance, den Entwurf kräftig nachzubessern – und zwar gemeinsam mit den G-77-Staaten. Während die Verhandlungen am offiziellen Text bislang kaum vorankommen, sondern nur einen Austausch altbekannter Positionen darstellen, könnte mit einem aufgerüsteten Text bis Anfang nächster Woche, wenn die Fachminister eintreffen, ein wirklich verhandelbares Dokument auf dem Tisch liegen.

„Turn Copenhagen into Hopenhagen“ steht auf Plakaten überall in der Stadt. Die dänische Delegation sollte diesen Slogan ernst nehmen und von nun an Hoffnung verbreiten.