LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Lieber E-Rad statt E-Auto

betr.: „Zwei Räder weniger“,taz vom 24. 8. 15

Gute Nachrichten? Ja, es gibt sie noch: Das Bundesverkehrsministerium verkündet ein Wachstum von 17 Prozent! Aber wo? Die Fahrradindustrie hat’s geschafft, zusammen mit ihren Kunden, die sich in den Elektromotor verliebt haben. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass ein Drittel der Elektroräder in Europa in Deutschland verkauft wird, und das ohne jede Förderung.

Was die Elektromobilität – im Sprachgebrauch der Bundesregierung – betrifft, ist das Ziel vermutlich schon jedem Kind vertraut: eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020. Inzwischen gibt es die verrücktesten Ideen zu Fördermaßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. Der Kunde aber entscheidet eigenmächtig: lieber E-Rad statt E-Auto.

Wird die Politik endlich angemessen reagieren und mit dem flächendeckenden Ausbau von Rad- und Radschnellwegen beginnen? Wird Deutschland womöglich doch noch zum Fahrradland? DIETER STOMPE, Erfurt

„Staat gegen Bürger“

betr.: Viele Instrumente gegen Braunkohle“, taz vom 24. 8. 15t

Wenn ich auf einer fremden Wiese das hochgiftige Jakobskreuzkraut ausjäte, begehe ich gegenüber dem Eigentümer Hausfriedensbruch. Die Polizei würde den „Notruf“ des Bauern belächeln und anregen, sich bei mir zu bedanken.

Wenn das Orchester „Lebenslaute“ auf Flächen der zu 9o Prozent von wertvollstem Wald „befreiten“ Braunkohlegrube Hambach als Protest friedlich konzertieren will, sperren zwei Dutzend Polizisten den Zugang.

Das Demonstrationsrecht gehört zur Demokratie, nicht das Umweltverschmutzungsrecht oder die Klimaschändung.

Es ist auch Sache der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß zu begrenzen, um eine Überhitzung unseres Planeten über das Zwei-Grad-Ziel hinaus zu vermeiden. In der BRD gibt es ein Überangebot an Strom, und auch ohne die Braunkohle ist kein Strommangel zu befürchten! Trotzdem genehmigen und dulden die Länderfürsten Woitke (SPD) für Vattenfall (Lausitz) und Kraft (SPD) für RWE (Garzweiler und Hambach) weiteren Braunkohletagebau. Argument: Arbeitsplätze! Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) plant gar eine Braunkohle-Subvention, die als „Beihilfe“ wahrscheinlich nicht einmal EU-konform ist. Das wird Stromkunden und Steuerzahler jährlich ca 2,5 Milliarden Euro kosten.

Engagierte Bürger machen mit friedlichem Einsatz mit leichten Grenzüberschreitungen auf diesen Wahnsinn aufmerksam, werden wie Kriminelle eingekreist, gefesselt und von Polizisten geprügelt. Auch am 22. 8.blockiert die Polizei das friedliche Bürgerengagement des Orchesters Lebenslaute; welches mit dem Aachener Friedenpreis ausgezeichnet wurde. Wir kennen das als „Staat gegen Bürger“ von Wackersdorf (CSU), Stuttgart 21 (CDU), Frankfurt Landebahn (CDU) etc. WERNER BOECK, Wettenberg

Egon Bahr wird fehlen

betr.: „Mister Ostpolitik“, taz vom 21. 8. 15

Herzlichen Dank für den Nachruf von Klaus Hillenbrandt. Seine Würdigung von Egon Bahr hat den Kern getroffen und den besonnenen Politiker in seiner ganzen Wirkung skizziert. Er war ein Mensch, der wirklich fehlen wird – uns allen. DORIS WÖRLER, Rödelsee

Konzeptlosigkeit alternativlos

betr.: „Wo Deutschland versagt“, taz vom 24. 8. 15

Die auf Seite 4 abgebildeten Behausungen sind menschenunwürdig, und wir dürfen keinem Menschen den Weg zu einer glücklichen Zukunft verwehren. Wenn wir diesen Menschen kein politisches Asyl gewähren, so müssen wir ihnen wirtschaftlich entgegenkommen.

Dafür gibt es in Deutschland eine Koordinierungsstelle, die nennt sich Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (alternativ: Entwicklungsminister). Der Herr Gerd Müller und seine Staatssekretäre scheinen aber untergetaucht zu sein, man hört nichts und sieht nichts. Diese Vogel-Strauß-Politik ist bezeichnend für unsere hoch dotierte Politikerkaste. Sobald die Probleme vielschichtiger werden, ist Konzeptlosigkeit alternativlos.

Ich bin stolz auf die vielen Helfer, die uneigennützig ihre Zeit und ihr Geld opfern, um Menschlichkeit zu leben und nicht nur zu fordern. ARNE MATSCHINSKY, Hamburg

Merkel tut nicht gut

betr.. „Im Strudel der Überforderung“, taz vom 24. 8. 15

„Wenn meine Freiheit oder die meiner Klasse oder meiner Nation auf der Not einer Anzahl anderer Menschen beruht, dann ist das System, das diese Verhältnisse stabilisiert und ihnen Vorschub leistet, ungerecht und unmoralisch.“ Bei diesen mahnenden Worten des britischen Freiheitsphilosophen Isaiah Berlin aus seinem Werk „Two Concepts of Liberty“ kommen mir, angesichts der Flüchtlingsdebatte und des Umgangs mit der griechischen Bevölkerung, folgende Gedankengänge: 1. Ich schäme mich für die Bundeskanzlerin. 2. Ich schäme mich für unsere Regierung. 3. Jetzt liegt es an uns! DAVID PRINZ, Köln