Berlinmusik

Bum, bum, klopf, klopf

Bum. Bum. Bum. Bum-da-da-Bum. Das bummert schon ganz gewaltig auf dem neuen Album von Frittenbude. Das Trio, das sich im niederbayerischen Geisenhausen zusammenfand und 2010 geschlossen nach Berlin umsiedelte, entwickelt auf „Küken des Orion“ weiter, was sie bereits zu erklecklichem Erfolg geführt hat: Ihr krawalliger Electro mit Message ist zwar immer noch ziemlich bollerig, aber lange nicht mehr so politisch.

Jedenfalls an der Oberfläche. Statt griffiger Parolen, die man angetrunken mitgröhlen könnte, ergeht sich Rapper und Vorsänger Johannes Rögner nur mehr in assoziativen Reimen. Vielleicht ist das „der erhabene Stuss“, von dem er einmal rappt. Im Stakkato werden Themen angerissen und selten durchdrungen, aber mitunter hübsch aufgespießt. Es geht um „affige Menschen“ und „stürzende Helden“, „gewaschenes Geld“, „rol­lende Panzer“, das „Schlachtfeld der Schande“ und – was immer das bedeutet – „die Möglichkeit eines Lamas“. Außerdem im Angebot: die Unendlichkeit, Transparente und Getränke und wie sie zueinander im Verhältnis stehen. Frittenbude zitieren Hamburger-Schule-Helden wie Die Sterne und irgendwann singt dann auch noch Dirk von Lowtzow in seiner allereinschläferndsten Tocotronic-Stimme: „Was am Ende bleibt, das zeigt uns die Zeit.“

Was genau Frittenbude uns damit sagen wollen, das wird zwar nur selten klar. Aber dafür bummert es ja schön und wenn sie extrem knackige Party-Tracks herstellen wollten, bei denen man aus dem Rhythmus kommt, weil man sich den Kopf an den Texten zerbricht – dann ist ihnen dieses Kunststück mit „Küken des Orion“ zweifellos gelungen.

Es ist schon erstaunlich, wie unter strukturell ähnlichen ­Voraussetzungen ganz andere Ergebnisse produziert werden. Auch Say Yes Dog sind ein Trio, auch sie arbeiten auf ihrem Debüt „Plastic Love“ vor allem elektronisch, auch sie wollen die Menschen zum Tanzen bewegen. Aber das berlinisch-­luxem­burgische Joint Venture orientiert sich am Synthie-Pop der achtziger Jahre. Die Beats sind kräftig, aber zugleich auch um Eleganz bemüht. Die englischen Texte sind zwar mitunter ebenfalls kryptisch, reimen sich aber auf Teufel komm raus und kennen vornehmlich nur ein Thema, den Popmusik-Klassiker Liebe. Das macht dann im Kopf nicht bum, bum, sondern eher: klopf, klopf, pucker, pucker. Auch schön. THOMAS WINKLER

Frittenbude: „Küken des Orion“ (Audiolith/Broken Silence)

Say Yes Dog: „Plastic Love“ (Diskodogs/Cargo)