Wolkenbruch

Soundcloud Der beliebte Streamingdienst gerät in die Bredouille

Droht der Musikstreamingdienst Soundcloud in einem Sommersturm vom Musikhimmel zu stürzen? 175 Millionen monatliche Nutzer*innen verzeichnet die Plattform. Ein Riesending für DJs und Rapper*innen, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch den Majorlabels ist es nicht lukrativ genug. Zu wenige Abgaben zahle Soundcloud den Rechteinhaber*innen der Werke. Sony Music prescht vor, entzieht einige große Stars der Streaminwolke. Adele etwa. Soundcloud solle gefälligst ein Bezahlabo einführen, um mehr zahlen zu können.

Dass die Labels Kontrolle haben, zeigte sich dieses Jahr beim deutschen Mitbewerber Simfy. Warner Music entzog die Rechte, und schnell lief das Ding auf Grund. Deezer, seit 2007 Konkurrent aus Frankreich, kaufte es und versuchte, die Kund*innen zu übernehmen – um gegen den Big Player Spotify anzukommen, der 2007 in Schweden startete. Noch ein Dutzend andere mischen mit am Markt, auch Google, Amazon und Jay-Z mit Tidal.

Früher war das einfacher: Bis 2008 lag MySpace auf der Pole­position. Bands wie die Arctic Monkeys starteten hier durch. Aber plötzlich kam Face­book ­– und Soundcloud ließ sich darauf viel besser verlinken. Der Coup: Wenn dich eine Musikikone toll findet und weiter­verlinkt, sehen das Millionen Follower. Pseudoprivate Mund-zu-Ohr-­Pro­pa­ganda, immer auf der Suche nach dem noch hei­ßeren Scheiß. Das passt ins Netz.

Soundcloud ist umkämpft, aber es wird auch via Soundcloud gekämpft. Nicht ums Geld geht’s da, sondern um die Ehre in der digitalen Hood. Der kanadische Rapper Drake lud kürzlich den Song „Back to Back“ in die Klangwolke. Mit Seitenhieben gegen Meek Mill, den er bezichtige, seine Punch­lines gar nicht selbst zu texten. Über 30 Millionen Klicks gab esdafür.

Meek Mills Revenge ließ nicht lange auf sich warten: Seinerseits postete er einen Song, der auf Drake zurückschlug. Man mag dies alles ein bisschen als „Auge um Auge“-Prinzip empfinden, aber es zeigt doch, welchen Stellenwert Soundcloud eingenommen hat. Hier werden die Schlachten geschlagen – und erhalten die erheischte Aufmerksamkeit.

Und das soll bald zu Ende sein? Tatsächlich macht SoundCloud relativ wenig Plus durch Werbung: bei 20 Millionen Dollar Kosten im Jahr nur 12 Mil­lionen Dollar Umsatz (zum Vergleich: Spotify hat einen Umsatz von 750 Millionen). Gut möglich also, dass die Wolke bald platzt. Stefan Hochgesand