Neuer Fleischskandal

Unternehmer soll tonnenweise gefrorenes Geflügelfleisch aufgetaut und dann als Frischfleisch verkauft haben

HANNOVER taz ■ Nach den Hackfleisch-Liebhabern trifft es auch die Freunde des tiefgefrorenen Geflügels: In einem weiteren Aus-alt-mach-frisch-Skandal hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg in einem Betreib im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg mehrere Tonnen Geflügelfleisch beschlagnahmt. Gegen den 43 Jahre alten Inhaber des Unternehmens ermittelt sie wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges und Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz. In seinem Betrieb soll tiefgefrorenes Geflügelfleisch aufgetaut und dann als Frischfleisch an den Handel geliefert worden sein.

Nach Angaben von Grudrun Groskopff, Sprecherin der Oldenburger Staatsanwaltschaft, soll der Betrieb zudem vom Handel zurückgegebenes Tiefkühlfleisch aufgetaut, umgepackt und mit neuem Haltbarkeitsdatum wieder eingefroren haben. Beliefert wurden neben dem Lebensmittelhandel auch Fleisch verarbeitende Betriebe. Bei einer Durchsuchung wurden am Mittwoch neben dem Fleisch auch zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt, mit denen jetzt die Lieferungen aus dem Betrieb in Lastrup im Kreis Cloppenburg rekonstruiert werden.

In dem Skandal um neu verpacktes, aber altes Hackfleisch bei der Supermarktkette „Real“ haben die Oldenburger Ermittler, die in Niedersachsen zentral für Verstöße gegen das Lebensmittelrecht zuständig sind, unterdessen vier Strafbefehle beim Amtsgericht Hannover beantragt. Einem für Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zuständigen ehemaligen Bezirksleiter für Fleischwaren von „Real“ legen sie zur Last, das Neuverpacken von abgelaufenem Hackfleisch angeordnet zu haben. Die Behörde verlangt dafür eine neunmonatige Bewährungsstrafe. Für zwei Metzgermeister und einen -gesellen hat die Staatsanwaltschaft Geldstrafen zwischen 1.000 und 5.000 Euro beantragt. Fünf Ermittlungsverfahren gegen ehemalige „Real“-Mitarbeiter wurden eingestellt, vier weitere laufen noch. JÜRGEN VOGES