Die Wortkunde
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Wenn Angela Merkel in etwas richtig gut ist, dann im positiven Wording. Da können die Mundwinkel angesichts aller Unbillen der Welt noch so nah am Kinn hängen, was aus ihrem Mund kommt, hört sich fast immer versöhnlich an. Legendär ihr „vollstes Vertrauen“ – eine Formulierung, die ihre Partei­freunde regelmäßig überreicht bekommen wie den Karton, in den sie bitte ihre privaten Sachen einpacken, wenn sie demnächst ihren Dienstschreibtisch räumen.

Und jetzt Merkels neuste Krisen-PR-Kreation – ein Wort, dass man sich wie ein Bonbon auf der Zunge zergehen lassen muss: SPIELRAUM wolle sie den Griechen bei der Rückzahlung ihrer Schulden einräumen – bei Rückzahlung und Zinsen, sagte sie in einem Interview. Also, Spielraum nicht im Sinne von Kinderzimmer – auch wenn die Art und Weise, wie diese aktuelle Auseinandersetzung geführt wird, manchmal durchaus an Wortgefechte aus dem Kleinkind-Kosmos erinnern: Nein, Alexis, Angela will dir den Schuldenschnitt nicht geben. Besonders nicht, wenn ihr die Christine aus der IWF-Gruppe jetzt auch noch so fies in den Rücken gefallen ist …

Im Dudendeutsch bedeutet Spielraum so viel wie ein „gewisser freier Raum, der den ungehinderten Ablauf einer Bewegung, das ungehinderte Funktionieren von etwas ermöglicht, gestattet“. Im Merkeldeutsch scheint er eher zu bedeuten: Dann kriegt ihr halt einen Schuldenschnitt light – mit weniger Zinsen und Rückzahlung 20drölfzig. Aber: Das Wort kommt nicht über meine Lippen! Meike Laaff