LeserInnenbriefe
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Wie ist das zu stoppen?

betr.: „Das deutsche Dispositiv“, taz vom 27. 8. 15

Dank an die taz, dass sie Georg Seeßlen Platz gegeben hat, das Funktionieren des deutschen Dispositivs so fundiert sachlich darzustellen und auszuwerten. Ja, es stimmt, dass sich die Mehrheit der Deutschen und auch einige Medien in ­diesen ­Dispositiven sehr wohlfühlt und sich darin quasi auch in Deckung für ihre Hetzereien gegen Griechenland oder die Flüchtlinge begibt. Womit ganz sicher auch die derzeitigen Popularitätswerte von Kanzlerin Merkel zusammenhängen, die es hervorragend versteht, sich dieser Dispositive zu bedienen. Auch das Mit-dem-Finger-auf-andere-Zeigen und die Schuld für die eingetretenen Umstände erst mal bei ihnen zu suchen, gehört mit zum Funktionieren der Dispositive. Sowohl seitens unserer Regierung als auch seitens der überwiegend „deutschnationalen“ Bevölkerung.

Für mich bleibt die Frage: Wo führt uns das alles noch hin und wie ist das Ganze wieder zu stoppen beziehungsweise wieder in die richtigen Bahnen mit einer realistischen und zugleich kritischen öffentlichen Meinung zum Handeln und Agieren unserer Regierung zu bringen? GÜNTER KÖHLER, Schwabmünchen

Nur Mut!

betr.: „Ich glaube nicht an die Happy-Hooker-Story“,taz vom 26. 8. 15

Käuflicher Sex ist kriminell, Menschen zu missbrauchen ein abscheuliches Fehlverhalten. Die ganzen Bemühungen – auch seitens der taz –, Frauenkauf gesellschaftsfähig zu machen, können daran nichts ändern. Das Interview mit dem schwedischen Koordinator gegen Prostituation, Patrik Cederlöf, ist sehr klar und zeigt auf, dass eine entwickelte Kultur keine milliardenschwere, Menschen entwürdigende Parallelwelt beinhalten kann.

In der gleichen taz-Ausgabe wird über eine Selbsthilfe-Gruppe von pornosüchtigen Männern berichtet. Die taz konnte nicht widerstehen, diesem Bericht pornografische Abbildungen beizufügen. Bei einem so zwanghaften Verhalten wäre fast schon eine Redaktionsselbsthilfegruppe anzuempfehlen, in der auch erarbeitet werden könnte, dass die 70er Jahre mit ihren damaligen Befreiuungsthemen seit einer Weile vorbei sind. Eile ist vonnöten, denn unvermeidlich werden auch die tazler nebst „grünem“ Hintergrund bald rückblickend einräumen müssen, dass man das Thema „Prostitution ist ein Beruf wie jeder andere“ eben damals so gesehen hat. Nur Mut! BRIGITTE STEPHAN, Berlin

Ernsthaft?

betr.: „Im Disneyland des Totalitarismus“, taz vom 28. 8. 15

„... das von Rammstein beeinflusste Bandkollektiv.“? Ernsthaft? So wie die Beatles von den Backstreet Boys beeinflusst wurden? Oder Bob Dylan von Wolfgang Niedecken? Wurde da eventuell der Wikipedia-Eintrag über Laibach etwas zu schnell und/oder quer gelesen? Dort befasst sich der Abschnitt „Einfluss AUF andere Künstler“ ausschließlich mit Rammstein . Zitat: „In einem Interview im Jahr 2004 räumte Laibach gewisse Parallelen mit Rammstein ein, äußerte aber, Rammstein sei Laibach für Kinder und Laibach sei Rammstein für Erwachsene.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. RALF SCHREINER, Buchholz

Fact checking

betr.: „Im Disneyland des Totalitarismus“, taz vom 28. 8. 15

Laibach in Nordkorea, ein ansonsten guter Bericht, der die künstlerische Philosophie der von jeher provozierenden Slowenen klug herausschält. Dann allerdings dieser böse Fauxpas: „das von Rammstein beeinflusste Bandkollektiv.“ Aua!

Umgekehrt wäre es richtig gewesen, um den beiden Musikgruppen gerecht zu werden. Laibach gründete sich 1980, Rammstein 1994, und Rammstein betonte mehrfach, dass sie von Laibach beeinflusst worden seien

Na ja, fürs Fact checking habt ihr dann ja ab und zu uns Leserinnen und Leser... RONNY GALCZYNSKI, Hamburg

1990er Jahre nicht aufgearbeitet

betr.: „Wut statt Debatte“, taz vom 31. 8. 15

Teil der Debatte sollte dann auch sein, dass die ostdeutschen Bundesländer das Jahrzehnt rechten Terrors, die 1990er Jahre, bislang unaufgearbeitet ließen. Es ist eben ein auch von Anja Maier nicht erwähnter Fakt, dass die Mehrzahl der rassistischen Gewaltstraftaten im Osten begangen wird. Dem Osten täte also eine selbstkritische Debatte über die Kontexte des Neonazismus gut – ohne gleich auf den Westen zu zeigen.

DAVID BEGRICH, Magdeburg

Zivilcourage und Fragen

betr.: „Der Student für ein Grundrecht“, taz vom 31. 8. 15

Zivilcourage gegen systemische Verhärtung hat vor weiterem Schaden bewahrt. Der klagende Student, Michael Fengler, sollte bei der nächsten Preisvergabe (Panter) unter den Kandidaten sein. Die Frage aber, wie sind „die Heidenauer“ für eine zukunftsoffene EU zu gewinnen, muss uns beschäftigen.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden