Dschihadisten sprengen Baal-Tempel in Palmyra

SYRIEN Der IS setzt die Zerstörung antiker Stätten fort. Das Ausmaß des Schadens ist noch unklar

BEIRUT ap | Die Miliz Islamischer Staat (IS) treibt die Vernichtung unersetzlicher Kulturgüter in der syrischen Ruinenstadt Palmyra voran. Aktivisten meldeten eine verheerende Explosion im 2.000 Jahre alten Baal-Tempel. Der IS selbst sprach von einer völligen Zerstörung. Die syrische Regierung erklärte dagegen am Montag, es sei noch unklar, wie stark das aus römischer Zeit stammende Bauwerk beschädigt sei.

Der Chef des syrischen Ministeriums für Altertümer und Museen, Maamun Abdulkarim, sagte, ohne Zweifel habe es eine große Explosion in dem Tempel gegeben. Das Ausmaß der Schäden sei aber noch nicht abzuschätzen.

Die 2.000 Jahre alte Anlage gilt als eine der bedeutendsten Stätten der Antike. Erst vor wenigen Tagen hatte der IS mit Bildern von der mutmaßlichen Sprengung des ebenfalls jahrtausendealten, aber kleineren Baalschamin-Tempels weltweit für Empörung gesorgt. Die ­Unesco sprach von einem Kriegsverbrechen. Auch im Irak hat die Extremistengruppe bedeutende Kulturgüter zerstört.

Die Dschihadisten sehen in den antiken Relikten Symbole, die Götzendienst und Abfall vom Glauben begünstigen. Ein IS-Vertreter sagte am Montag über Skype, der Baal-Tempel sei zerstört. Er nannte aber keine Einzelheiten und wollte anonym bleiben.

Ein Bewohner Palmyras, der sich Nasser al-Thaer nannte, berichtete von einer gewaltigen Explosion, die IS-Extremisten gegen 13.45 Uhr am Sonntag ausgelöst hätten. „Da ist totale Zerstörung“, sagte er über den Schauplatz der Detonation. „Es war eine Explosion, die Taube hören würden.“ Ziegel und Säulen lägen am Boden. Nur die Außenwand des Tempels stehe noch, fügte er hinzu.

Der Tempel wurde zu Ehren der Gottheit Baal im Jahr 32 eingeweiht und war gut erhalten. Die Stätte stand in der Nähe der berühmten Großen Kolonnade der antiken Anlage.

Palmyra ist eine der spektakulärsten historischen Stätten im Nahen Osten und zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Ruinenstadt liegt neben der modernen Stadt Tadmor/Palmyra im Zentrum Syriens. Der IS eroberte Palmyra im Mai. Anfang August hatte die Extremistengruppe den 81-jährigen Archäologen Chaled al-Asaad getötet, der sein Leben der Erforschung von Palmyra gewidmet hatte.